„Es war einmal im Orient“… Sechzig Namen gibt es im Arabischen für die Liebe, und Hassan, ein Lehrling in der Kunst der Kalligraphie, begibt sich in ein märchenhaftes Abenteuer, weil er sie alle kennen und aufschreiben will. Auf dieser Suche nach Worten trifft der junge Andalusier einen kleinen Dieb, dessen Vater ein Dschinn (also ein Quälgeist) ist; er füttert den Prinzen Haroun, der in einen Pavian verwandelt wurde, und hört die Klagen eines Derwischs, der für einen Granatapfel sein religiöses Gelübte brach. Hassan wirft verbotene Blicke in den Garten eines Harems, erlebt den blutigen Aufstand der Bettler und folgt schließlich der geheimnisvollen Prinzessin von Samarkand, deren Bildnis auf einer halbverbrannten Buchseite ihn in ihren Bann zieht. Noch viel mehr Figuren, Episoden und Mythen, die an „1001 Nacht“ erinnern, hat der tunesische Schriftsteller und Regisseur Nacer Khemir in diesem Film miteinander verknüpft. So wie in der Kalligraphie die Buchstaben genauso wichtig und schön sind wie die Texte, spielen hier diese einzelnen Facetten, Bilder und Farben die eigentliche Hauptrolle. Aber dieser Film gleicht eher einem Gedicht als einer Erzählung. Khemir reiht viele poetischen Partikel aus der arabischen Märchenwerk aneinander: Geister, weise Meister, Gärten in der Wüste, Visionen von prächtigen Säulengängen in einer düsteren Moschee — und dazwischen wandelt der träumerische Hassan aus einem erlesen schönen Drehort in den nächsten.
Seine Vision von der Blütezeit der arabischen Kultur im Andalusien des 11. Jahrhunderts ist so schön, streng und doch verspielt wie die klassischen Kalligraphien, und deshalb ist es nur konsequent, wenn der Film mit solch einer Schönschrift endet: Zwanzig Jahre hat ein Meister an diesem einen Buchstaben Waw gearbeitet, aber dafür ist er einzigartig und vielfältig wie Gott: der Buchstabe des Reisenden. (taz)
Regie
Nacer Khemir
Land, Jahr | Fassung | Länge
TUN 1991 | OmU | 90 Min.
Mit
Navin Chowdhry, Walid Arakji, Ninar Esber
Genre
Spielfilm
Schwerpunkt
Nach Osten
Datum
Mi, 11.08.2021
Wo
Freiluftkino im Mensagarten
Rempartstr. 18
79098 Freiburg
Uhrzeit
21:30 Uhr (Einlass ab 20:45 Uhr)
Preise
10€ (normal) / 5€ (ermäßigt)
Tickets erhältlich im Online-VVK und an der Abendkasse
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