Zu den Vorläufern von Achterbahnen zählt die 1827 in Pennsylvania konstruierte Gravity Road: Eine abfallende Schienenstrecke, über die Steinkohle aus Minen abtransportiert wurde. Als bald auch Passagierfahrten angeboten wurden entwickelte sich die rasende Abfahrt zu einer Attraktion und die Technologie wurde für reine Vergnügungsbahnen, für „thrill rides“, in Freizeitparks zweckentfremdet. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts erlaubten Stahlachterbahnen immer waghalsigere Konstruktionen, um sich als größer, schneller und gefährlicher zu überbieten.
Die Skulpturen, Bilder und Installationen von Jesse Darling beschäftigen sich mit der Verletzlichkeit, Austauschbarkeit und Endlichkeit von Lebewesen, von Herrschaftssystemen, Ideologien und Technologien – nichts ist zu groß, um zu scheitern. Für ihre Ausstellung in der 1938 erbauten Halle des ehemaligen Marienbads installieren Darling die Skulptur einer dysfunktionalen Achterbahn. Die auf die Größenverhältnisse eines Kindes heruntergebrochene Stahlkonstruktion wird zum Anti-Monument einer Moderne, die Fortschritt, Beschleunigung und Beherrschbarkeit feiert und Gewalt produziert – zum Relikt einer Glücksmaschine, deren Unterhaltungswert darauf basiert, körperliche Effekte von Panik zu erzeugen.
Ausstellung vom 19.09. bis 01.11.2020