Seit Jahrzehnten kämpfen Lesben für mehr Sichtbarkeit in der Gesellschaft. Durch die doppelte Marginalisierung als nichtheterosexuelle Frauen sind Lesben und ihre Bedürfnisse, Wünsche und Belange innerhalb der Gesamtgesellschaft weitgehend unsichtbar. Als Frauen sind sie in einer patriarchal und binär strukturierten Gesellschaft auf die Anerkennung von Cismännern angewiesen, weitgehend auf den Bereich der Reproduktions- und Care-Arbeit reduziert und potentielle Opfer sexualisierter Gewalt. Als nicht heterosexuell fallen sie aus dem Regelsystem der sexuellen Verfügbarkeit für Cismänner heraus und damit auch aus dem Spiel um Anerkennung. Sie geraten beinahe vollends aus dem Blickfeld der Gesamtgesellschaft. Während es in den 1970er bis 1990er Jahren angekurbelt durch die zweite Frauenbewegung kurzfristig eine größere Sichtbarkeit von Lesben gab, ist diese in den letzten Jahrzehnten zunehmend verschwunden. Dezidiert lesbisch organisierte Projekte und Organisationen gibt es wenige. Lesbenkultur in Form von Buchläden, Bars und Clubs sind seit den 1990er Jahren nacheinander verschwunden. In Freiburg gibt es als dezidiert lesbische Treffpunkte noch die jährlich stattfindenden Lesbenfilmtage sowie den monatlichen Kneipenabend Bar Drei.
Auch der Begriff „Lesbe“ ist in den letzten Jahren immer seltener geworden, teils aufgrund der Etablierung anderer Begriffe, teils aufgrund der Ablehnung der Assoziationen, die mit diesem Begriff einhergehen. Denn Lesben, wie sie die zweite Frauenbewegung hervorgebracht hat, sind mit Assoziationen wie ‚laut‘, ‚wild‘, ‚promiskuös‘, ‚unbequem‘, ‚männerhassend‘ besetzt – Assoziationen, die dem Frauenbild der Gesellschaft fundamental entgegenstehen und natürlich auch Zuschreibungen, die mitnichten auf alle Lesben zutreffen. Manche Lesben sind laut und wild und noch viel mehr als das und andere sind aber auch ganz anders. Aber ja, wie sind sie denn eigentlich?
Wir möchten alle lesbisch lebenden Menschen dazu ermutigen, am 26.4. Lesbischsein in Freiburg und überall sichtbar zu machen! Zeigt, wer, was, wie ihr seid und werdet kreativ. Verteilt Zeichnungen, Fotos, Gedichte, Banner – was auch immer! Aber zeigt euch, werdet sichtbar und lasst uns gemeinsam für mehr lesbische Sichtbarkeit und Solidarität eintreten!
Unter dem Begriff lesbische Lebensweise verstehen wir im Anschluss an einen Beitrag aus dem Sammelband history unwritten „eine politische Klammer nicht-heterosexueller Erfahrungen und persönlicher, teils politischer Lebensweisen von Frauen und Passing Women[...]/Trans*“.
Danke und solidarische Grüße,
Feministische Gruppe Realitätenwerkstatt