A Girl Walks Home Alone at Night
Regie&Buch: Ana Lily Amirpour Kamera: Lyle Vincent Musik: Ana Lily Amirpour, Justin Begnaud, Sina Sayyah Darsteller: Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh Produktion: USA, 2014 Länge: 101 min. Fassung: DCP, Pers. OmU
Habt ihr schon mal einen Vampir gesehen, der Skateboard fahren kann? Oder einen Vampir, der Tschador trägt? Das Mädchen, das in diesem Film allein nach Hause läuft, ist beides. Die junge Frau ohne Namen (SV) erscheint und verschwindet immer wieder in den Schatten von „Bad City“, einer etwas unmotiviert benannten fiktiven Stadt im Iran, die ansonsten hauptsächlich von Drogendealern, Kleinkriminellen und Prostituierten dominiert wird. In dieser Tristesse trifft sie auf den frustrierten Arash (AM), der sich um seinen drogensüchtigen Vater kümmert und schnell Interesse an der mysteriösen jungen Frau gewinnt. Doch wer nun auf eine romantische Vampir-Nicht-Vampir-Geschichte hofft, der hat sich geschnitten: Denn diese Vampirin hat ganz andere Motive.
In einem Land, in dem schon die Vorstellung eines Mädchens, das allein nach Hause läuft, die Regeln der Theokratie verletzt, kehrt eine Frau die Geschlechterrollen um. Wie ein großer schwarzer Geist gleitet sie geräuschlos mit ihrem Skateboard durch die nächtlichen Straßen, argusäugig über das angeblich so schwache Geschlecht in der Stadt wachend, und wehe dem, der ihren Weg kreuzt! Feministische Vendetta statt Glitzerromanze, Religionskritik statt Mormonenpropaganda und Selbstbestimmtheit statt Unterwerfung – die Frau im Vampirfilm ist erwachsen geworden. Und ziemlich cool dazu.