Die erste Generation der Shoa-Historiker ist in Deutschland immer noch unbekannt, verdrängt und verleugnet. Entgegen dem gängigen und kultivierten Mythos herrschte kein jahrzehntelanges Schweigen: Noch während der millionenfachen Vernichtung begannen jüdische Aktivisten mit der Dokumentation der Verbrechen und publizierten unmittelbar nach der Befreiung erste Quellen und Analysen, die in der Erstausgabe zumeist auf jiddisch verfasst waren und die bezeichnenderweise – zum Teil bis heute – nur einem kleinen Kreis bekannt sind. Zentrale Werke wie Léon Poliakovs »Bréviaire de la Haine« (dt. »Das Brevier des Hasses«) – das erste wissenschaftliche Werk über die Shoa überhaupt – sind bis heute nicht ins Deutsche übersetzt. Den jüdischen Historikern, die den Holocaust untersuchten, bevor Begriffe wie »Holocaust« oder »Shoa« überhaupt geprägt wurden, schlug von Seiten der deutschen Historiografie – geprägt von Altnazis oder jungen »mitlaufenden Historikern« (Nicolas Berg) vor allem Verachtung und Missbilligung entgegen.
In Deutschland wurde hingegen leidenschaftlich über Strukturalismus und Intentionalismus diskutiert, aber lange Zeit nicht über die Täter als solche. Die Werke Joseph Wulfs wurden pauschal als unwissenschaftlich abqualifiziert und die jüdischen Verfasser persönlich diffamiert. Wulf griff dem, was später als Täterforschung akademische Kariere machte, in seinen Studien vor. Er blieb zeitlebens als Jude, Staatenloser und Privatgelehrter ein Außenseiter der Geschichtswissenschaft, nach seinem Tod geriet sein Werk weitgehend in Vergessenheit. Erst in jüngerer Zeit wird seine Person wieder wahrgenommen.
Der Film von Henryk M. Broder ist eine der ersten Würdigungen des jüdischen Historikers überhaupt. Zur Einleitung und Diskussion zum Film sprechen die Historiker Alex Carstiuc und Anselm Meyer (Berlin). Um 19.30 Uhr im Kommunalen Kino, Urachstraße 40. In Zusammenarbeit mit STOLPERSTEINE in FREIBURG. Der Eintritt ist frei.