Wie können wir Antisemitismus in der (Bildungs-)Arbeit mit unterschiedlichen Jugendgruppen thematisieren und ihm entgegenwirken? Die Fortbildungen der Israelitischen Gemeinde Freiburg und des Netzwerks respect! bieten mit einem Fachvortrag und verschiedenen Workshops die Gelegenheit, Definitionen und Methoden kennen zu lernen und im gemeinsamen Austausch zu diskutieren.
Die Teilnahme an beiden Veranstaltungen ist kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich.
Donnerstag, 22. November (16:00 – 20:00 Uhr, Israelitische Gemeinde Freiburg, Nußmannstr. 14) Anmeldungen für Donnerstag, 22.11. unter: info@jg-fr.de
Freitag, 23. November (09:00 – 17:00 Uhr, ArTik Freiburg, Haslacherstr. 43) Anmeldungen für Freitag, 23.11. unter: https://fritz.freiburg.de/web/ami/antisemitismus
Programm Donnerstag, 22. November 2018
Ort: Israelitische Gemeinde Freiburg
16.00 Uhr Vortrag: Streitraum Antisemitismus – Herausforderungen und Intervention mit Marina Chervinsky, Leiterin des Kompetenzzentrums für Prävention und Empowerment, Berlin
17.30 Uhr Workshops des Kompetenzzentrums Berlin und des Ernst Ludwig Ehrlich Studierendenwerks, u.a. zum Thema "Israelbezogener Antisemitismus"
19.00 Uhr Ausklang bei koscherem Büffet
Programm Freitag, 23. November 2018
Ort: ArTik / Freizeichen Freiburg
09.00 Uhr Ankommen
09.30 Uhr Begrüßung durch Irina Katz, Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Freiburg
Kurzvortrag: Antisemitismus in Freiburg mit Simon Waldenspuhl, Freiburger Stadtrat
10.30 Uhr Workshop-Runde 1
12.30 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Workshop-Runde 2
16.00 Uhr Offener Austausch und Diskussion
17.00 Uhr Ende
Workshop-Angebote am 23. November 2018
Jeder Workshop findet zweimal, einmal vor- und einmal nachmittags statt.
1) Was ist Antisemitismus?
2) Antisemitische Verschwörungsideologien
3) Erinnerung an die Shoa mit Jugendlichen
4) Der Nahost-Konflikt im Unterricht
5) "Muslimischer Antisemitismus" im pädagogischen Kontext
Workshop 1: Was ist Antisemitismus - und wo taucht er auf?
Drangsalierungen jüdischer Schüler, Drohungen gegen jüdische Personen und Einrichtungen,
politische Demonstrationen, auf denen Hass gegen Juden und Israel offen zur Schau gestellt wird. Antisemitismus ist bekannt, aber deshalb noch nicht erkannt. Denn: Wo fängt Antisemitismus an? Was sind die Ursachen neuer Formen des Antisemitismus und wo kommen sie vor? Der erfolgreiche Umgang mit Antisemitismus setzt voraus, dass entsprechende Vorfälle als solche erkannt und eingeordnet werden. Deshalb sollen im Rahmen des Workshops die nötigen Hintergrundinformationen auf der Grundlage eines Impulsvortrages erarbeitet werden.
Referent: Levi Salomon, Gründer und Sprecher des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) e. V.
Workshop 2: „Everyone Loves a Conspiracy“ – Struktur, Funktion und Mechanismen
antisemitischer Verschwörungsideologie
Von modernen Klassikern wie „9/11 was an Inside Job!“ über die Vorstellung, eine globale Elite versuche mittels sogenannter „Chemtrails“ die Weltbevölkerung zu kontrollieren, bis hin zur These, wir würden eigentlich von Reptilienwesen beherrscht: Im verschwörungsideologischen Milieu gibt es nichts, was es nicht gibt. Doch was teilweise wie ein Kuriositätenkabinett anmutet, das getrost verlacht und dann ignoriert werden kann, hat einen durchaus problematischen Kern.Die Struktur verschwörungsideologischer Narrative, die Verantwortung und Urheberschaft einesjeglichen politischen und kulturellen Unheils einer kleinen, eingeschworenen, globalen Elite anzudichten, ist weitestgehend identisch mit der Grundannahme des modernen Antisemitismus, die Welt werde durch gut vernetzte, jüdische Kreise beherrscht. Im Workshop wird es a auch um die Frage gehen, welcher Techniken und Mechanismen sich verschwörungsideologischeWelterklärungen bedienen und welche sozialpsychologischen Funktionen diese erfüllen.
Referent: Florian Eisheuer, Amadeu-Antonio-Stiftung Berlin
Workshop 3: Erinnerung an die Shoa mit Jugendlichen
Wenn die Shoa und der Zweite Weltkrieg im Schulunterricht behandelt werden, erleben dies die Jugendlichen zumeist als eine Abfolge von Faktenwissen, welches es zu erlernen gilt. Um der komplexen Thematik der Shoa gerecht zu werden, widmen wir uns im Workshop zum einen dem Kennenlernen von Geschichte als ein Zusammenkommen von Narrativen und gehen nicht nur auf Geschehnisse der Shoa, sondern besonders auf die Nachwirkungen und Formen der Erinnerung ein.
Referentin: Céline Wendelgaß, Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt
Workshop 4: Der Nahost-Konflikt im Unterricht
Zu kaum einem Aspekt des politischen Weltgeschehens haben so viele Menschen eine Meinung und äußern diese auch. Wenn es um Palästina und Israel geht, wird häufig sehr emotional und polarisierend diskutiert. Im Workshop werden wir uns mit der Frage beschäftigen, welche Rolle Antisemitismus und Diskriminierungserfahrungen bei der Verhandlung des Nahost-Konflikts in der deutschen Migrationsgesellschaft spielt.
Referentin: Deborah Krieg, Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt
Workshop 5: "Muslimischer Antisemitismus" im pädagogischen Kontext
Auf der Beschreibungsebene verweist das Kompositum des „muslimischen Antisemitismus“ auf den Umstand, dass in europäischen Ländern befragte Personen, die sich selbst als Muslime bezeichnen gleichzeitig überdurchschnittlich häufig Aussagen zustimmen, die als antisemitisch zu klassifizieren sind. Den bloßen Befund jedoch zu interpretieren, ist im Gemenge von methodischwissenschaftlich, identitäts- und sicherheitspolitisch orientierten Debatten nicht leicht. Welche Rolle spielen dabei Islam, Islamismus und ethnische (Selbst-)Zuschreibungen, sowie Migration und Familienbiografie? Begriffliche Differenzierung des vielschichtigen Themas „muslimischer Antisemitismus“ kann dabei helfen, eigene Erfahrungen im beruflichen Kontext zu reflektieren und entsprechende Situationen mit pädagogischen Mitteln bearbeitbar zu machen. Im Rahmen des Workshops soll hierzu ein entsprechender Impuls gesetzt werden.
Referent: Michael Welper, Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) e. V.
Weitere Informationen finden sich unter: http://respect-freiburg.net/
In Kooperation mit der Israelitischen Gemeinde Freiburg