Kairo im Jahr 2009, zwei Jahre vor der ägyptischen Revolution. Khalid ist Filmemacher und arbeitet an einem Porträt seiner Heimatstadt. Immer wieder sieht er seine Bilder an, als warte er darauf, dass sie einen Sinn ergeben. Die Geschichten seiner Protagonist*innen scheinen von irgendwoher aus seinem Inneren zu stammen, in der Außenwelt sucht er nach Anknüpfungspunkten, doch je mehr er sucht, desto mehr scheinen sie zu verschwinden.
Nicht abrupt, sondern in Momenten voller Zartheit verabschiedet er sich von seiner Freundin, die ihn verlässt, von seiner kranken Mutter, von Freunden, die auf Besuch in der Stadt waren. Für sie stellt Kairo einen Fixpunkt da: Der Eine hat Bagdad verlassen und lebt als Flüchtling in Berlin, der Andere ist dort geblieben, der Dritte lebt im aufgewühlten Beirut. Als sie beschließen, Khalid Videomaterial aus ihren Städten zu schicken, geht es weniger darum, ihm bei seinem Film zu helfen, als dadurch die Verbindung zu etwas aufrechtzuerhalten, was sie noch in Kairo verorten, wohl wissend, dass es bereits ein Phantasma ist. Der Spielfilm "In den letzten Tagen der Stadt" hat mehrere internationale Preise erhalten, u.a. den Caligari Preis der Berlinale.
Begründung der Caligari-Jury: "Eine märchenhafte Suche nach der verlorenen Zeit und dabei ganz gegenwärtiges, hellwaches Kino. Ein Film der essayistisch ist, fiktional und dokumentarisch, ein Film über das Filmemachen, ein intimes Selbstportrait und eine Betrachtung des letzten Sommers vor der Revolution – nostalgisch, sinnlich, klug.
Regie: Tamer El Said
Ägypten 2016 | 118 Min. | In arabischer Originalfassung mit deutschen Untertiteln
Zur Ausstellung cities.connections: cairo der Künstlerin Ulrike Gerst (7.12.2017-11.01.2018) in der Galerie Alter Wiehrebahnhof