Mit Nachmittage der Einsamkeit hat Albert Serra seinen ersten Dokumentarfilm geschaffen und bleibt dabei dennoch seinen großen Themen treu: Sterblichkeit, Ritual und die Faszination des Extremen. Im Mittelpunkt steht der peruanische Matador Andres Roca Rey, der als einer der bekanntesten Stierkämpfer unserer Zeit gilt. Doch wird dieser nicht als makelloser Held, sondern als verletzlicher Körper im Kreislauf von Vorbereitung, Kampf und Erschöpfung gezeigt.
Die Kamera bleibt konsequent nah: das Schnauben des Stiers, das Stöhnen des Menschen, das Blut auf weißem Stoff. Der Jubel der Arena findet außerhalb des Bildes statt, nur auf der Tonspur hörbar. Sichtbar wird allein die intime, fast choreografische Begegnung zwischen Mensch und Tier. Damit entzieht Serra dem Stierkampf jede Spektakelhaftigkeit und verwandelt ihn in eine stille, anthropologische Untersuchung.
Anders, als die Umstrittenheit der Corrida in Spanien und darüber hinaus vermuten ließe, entzieht sich der Film dieser Debatte und ermöglicht stattdessen eine philosophische Erfahrung über Risiko, Intensität und die fragile Grenze zwischen Leben und Tod.
