Ein Vater reist mit seinem Sohn auf einen abgelegenen Rave in der Wüste Südmarokkos. Umgeben von roher, elektronischer Musik suchen die beiden nach ihrer Tochter und Schwester, die vor Monaten auf einer dieser niemals endenden, schlaflosen Partys verschwunden ist. Während die Hoffnung schwindet, folgen sie unbeirrt einer kleinen Gruppe Ravern durch die marokkanischen Berge und tauchen immer tiefer in eine glühende Wildnis zwischen Himmel und Hölle, Rausch und Grenzerfahrung ein.
Zur Musik von Kangding Ray bringt der Cannes Gewinner des Prix du Jury das Kino zum Beben. Sirāt ist ein ekstatischer Fiebertraum als radikale Reflexion über die Zerbrechlichkeit des menschlichen Daseins und die Illusion westlicher Sicherheit. Mit poetischen Bildern und brachialem Sound inszeniert Óliver Laxe, wie instabil unsere physischen und emotionalen Strukturen sind und wie fremd der Mensch in seiner eigenen Welt sein kann. Die Wüste zeigt sich dabei von ihrer romantischen, aber auch kompromisslosesten Seite: sie ist anmutig, hypnotisch und unnachgiebig. In einem nahezu dokumentarischen Realismus wird sie zur seelischen Prüfung und schonungslosen Gefühlsträger der Filmfiguren auf ihrer spirituellen Reise durch Sand, Schmerz und symbolischer Stille. Funksprüche, Endzeit-Radionachrichten und ein verstörendes Militäraufgebot untermalen die existentielle Bedrohung, die sich parallel entwickelt. Der Film überwindet die Entfremdung zur naturgegebenen Kulisse, indem er eine Realität erfahrbar macht, die weit von westlichem Komfort entfernt ist. Als tranceartige Odyssee, die die Grenzen zwischen Mythos und Rave verwischt, wird Sirāt zu einem kraftvollen, unvergesslichen Weckruf für scheinbare Aussteigerromantik und zugleich zu einer immersiven Kinoerfahrung.
