In ihrem zweiten Versuch feministischer Rückaneignung von Genre-Kino widmet sich Coralie Fargeat dieses Mal dem Körperhorror. Wie in ihrem Debüt Revenge geht es auch hier wieder um das Leiden von Frauen unter dem Patriarchat. The Substance beschäftigt sich mit Schönheitsidealen, der Angst vor dem Altern und den Mechanismen der Unterhaltungsindustrie. Um diese Themen zu verhandeln, lenkt der Film seinen Fokus auf die alternde Fitness-Moderatorin Elisabeth, die auf ein mysteriöses Angebot eingeht. Nimmt sie die titelgebende Substanz ein, wird sich aus ihrem Körper ein zweites, jüngeres, hübscheres Ich herausschälen. Allerdings darf dieses Ich nur 7 Tage lang draußen bleiben, dann muss der ursprüngliche Körper wieder ans Werk. Doch bald schon hält sich Elisabeth nicht mehr an die gestellten Regeln und Sue, ihr „perfekteres“ Ich, emanzipiert sich zusehends von ihrer ursprünglichen Intention.
Über seine Laufzeit lässt der Film die Konsequenzen der Regelbrüche durch aufwendiges Make-Up und visuelle Übersteigerungsstrategien immer deutliche zutage treten. Als klare Inspirationsquellen sind die Werke David Cronenbergs, aber auch Filme wie Frankenhooker (1990) von Frank Henenlotter zu erkennen. Vorrangig versteht sich The Substance aber als Satire, die durch Überzeichnung und Absurdität ihre Anliegen kommuniziert, und als Effektkino, das auf Schock als primäre Strategie setzt, um das Publikum mitzureißen.
CW: Bodyhorror
