In seinem 5-fach oscarprämierten Film beschäftigt sich Sean Baker wieder mit dem Thema der Sexarbeit. In der aufblühenden und bald wieder im Chaos zerfallenden Beziehung zwischen der Stripperin Ani und dem Oligarchensohn Ivan setzt sich sein neuestes Werk mit den Zusammenhängen zwischen inneren Gefühlswelten und äußeren ökonomischen Bedingungen, aber auch mit den absurden Blüten, die von der ungleichen Verteilung des Reichtums hervorgebracht werden, auseinander. Diese treten spätestens dann deutlich zutage, wenn Ivans Eltern eine Reihe von Schergen losschicken, um die bereits geschlossene Hochzeit zwischen Ani und Ivan annullieren zu lassen.
Mit teilweise erratischem Schnitt, mobiler Kamera und unter dem Einsatz von Elementen der Slapstick-Komödie schildert der Film eindringlich die Konsequenzen systemischer Zwänge, unter denen alle Figuren glauben, handeln zu müssen. Baker nähert sich damit mehr denn je auch dem Kino der Safdie-Brüder (Uncut Gems, Good Time) an. So funktioniert der Film letzten Endes auch als scharfe, satirische Diagnose gegenwärtiger Verhältnisse, in dem jeder noch so starke Wutausbruch und Liebesbeweis letztendlich auf eine ökonomische Motivation zurückgeführt werden kann.
