Der erstere größere Erfolg für Catherine Breillat, der zu seiner Veröffentlichungszeit breit rezipiert und skandalisiert wurde, folgt den sexuellen Experimenten einer jungen Frau namens Marie, die im Laufe des Films unterschiedliche Beziehungen zu drei männlichen Figuren unterhält. Zu Paul unterhält sie eine Beziehung, er zeigt jedoch an ihr keinerlei sexuelles Interesse, was sie dazu verleitet, mit anderen Männern schlafen zu wollen. Im Laufe des Films lässt sie sich sowohl auf einen One-Night-Stand mit einem Mann namens Paolo als auch auf ein BDSM-Verhältnis mit ihrem Chef Roberto ein und beginnt sich immer mehr über die ihr gegebenen Verhältnisse zu emanzipieren.
Fast modellhaft und essayistisch schildert Breillat unterschiedliche Formen von Machtstrukturen und Gewalt bzw. die Form, in der sie unter patriarchalen Bedingungen mit sexueller Praxis in Verbindung stehen. Immer weiter lässt sie dabei in diesem Prozess die Grenzen zwischen Dominanz und Unterwerfung verwischen. Sicherlich ist die Frage streitbar, ob es sich tatsächlich um eine feministische Befreiungsgeschichte handelt, scheint der Film doch eher daran interessiert zu sein, die Verhältnisse der begehrenden Körper zueinander unter den vorherrschenden Geschlechterbildern zu analysieren und eine Unausweichlichkeit der Gewalt als Teil des Begehrens auszustellen.
JE Thomberg
Gezeigt im Rahmen der Filmreihe: Catherine Breillat
Bild: © Flach Film