Vortrag & Diskussion im Rahmen der Wochen gegen Rassismus 2024 | Veranstaltet von der FAU Freiburg und dem Landwirtschaftskollektiv „Kommune Schafhof“
Die Einführung der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit führten zu einer Aufhebung oder Angleichung zahlreicher Regulatorien für die inner-europäische Arbeitsmigration. Neben dem freien Verkehr von Kapital und Gütern wurden die Arbeitsmärkte so liberalisiert, dass die Arbeitskräfte (weitestgehend) in die EU-Länder ihrer Wahl temporär oder dauerhaft migrieren können.
Die „Öffnung“ des deutschen Arbeitsmarktes für die osteuropäischen EU-Länder seit 2011 bewirkte eine hohe Mobilität bei Arbeiter:innen, welche nun insbesondere in den Branchen Baugewerbe, Pflege, Lebensmittelindustrie und Logistik tätig sind. Ein großer Teil dieser mobilen Beschäftigten stammt aus Rumänien
Die Corona-Pandemie führte zu Diskussion in den Medien wie auch im politischen Diskurs über die Rolle rumänischer Saison- und Werksarbeiter:innen und deren katastrophalen Arbeitsbedingungen. Weit weniger Aufmerksamkeit hingegen, erhielten die Arbeitskämpfe und Widerstandspraktiken der Arbeiter:innen.
Der Vortrag beginnt mit einem Überblick zur sozio-ökonomische Situation der Wanderarbeiter:innen sowohl in Rumänien als auch in Deutschland, um die Gründe, Formen und Folgen der Arbeitsmigration nachzuvollziehen. Hierbei wird auf die Entstehungsgeschichte der EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit als Projekt bestimmter Kapitalgruppen eingegangen. Daran anknüpfend wird anhand von Beispielen eines Spargelbetriebes im Rheinland und einer Arbeiterunterkunft im Ruhrgebiet auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen rumänischer Arbeiter:innen eingegangen.
Im Kontrast zu der angenommenen Machtlosigkeit, in den von Ausbeutung geprägten Arbeitsverhältnissen, werden Widerstandspraktiken nachgezeichnet. Anschließend kann über die Möglichkeiten zur Unterstützung von Arbeitskämpfen in Branchen bzw. Betrieben mit einem hohen Anteil an mobilen Beschäftigten diskutiert werden.
Der Referent hat einen Bachelor in Politikwissenschaften und VWL und studiert International Studien an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Es forscht im DFG-Projekt „Rumänische Wanderarbeiter:innen in der deutschen Baubranche“ am Institut für Sozialforschung und ist Mitarbeiter an der Professur für International Politische Ökonomie. Im Mai 2020 unterstützer er als Übersetzer für die FAU den Arbeitskampf rumänischer Erntehelfer:innen in Bonn-Bornheim. Er ist muttersprachlicher Rumäne und in Deutschland aufgewachsen.