Die Erinnerung an das singuläre historische Ereignis Holocaust wachzuhalten, ist seit Jahrzehnten ein zentrales Anliegen unserer Kinoarbeit. In Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Freiburg-Tel Aviv-Yafo e.V.möchten wir in den nächsten Monaten den Blick auf die Kinder der Überlebenden richten. Wir zeigen die ersten filmischen Auseinandersetzungen dieser Generation, die ebenso eindrückliche wie berührende Zeugnisse von der Suche der Nachkommen nach Antworten liefern.
"Der Holocaust indes war zu gewaltig, als dass unsere Eltern uns davor hätten bewahren können. Ich entdeckte, dass es andere Nachgeborene gab, die wie ich auf der Suche nach Antworten waren. Wir sind eine Generation, die von der Geschichte besessen ist, einer Geschichte, in der wir keine Rolle spielten." (Irene Angelico, Filmemacherin von DARK LULLABIES)
DIE PAPIERENE BRÜCKE
Ruth Beckermanns Reise durch ihre eigene Familiengeschichte erzählt zugleich die Geschichte der mitteleuropäischen Juden und die Geschichte einer Region. Die Reise führt sie von Wien, wo ihre Großmutter den Krieg als U-Boot überlebte, indem sie sich stumm stellte, und wohin ihre Mutter aus Israel zurückkehrte, in die Landschaft Osteuropas, die von der Verfolgung und Vernichtung der Juden zeugt. Eine Winterreise in den Osten Europas: Ruth Beckermann sucht für sich und andere Kinder der Überlebenden, für die zweite Generation der österreichischen Juden nach der Shoah, eine Antwort auf die Frage „Wer sind wir?“ ... Die papierene Brücke des Films führt die Filmemacherin zu sich selbst zurück: in einer Fotografie aus Kindertagen. (sixpackfilm)
Österreich 1987 / OmU / 95 Min. //
Regie & Buch: Ruth Beckermann //
So 19.11., 19:30 //
DARK LULLABIES (DUNKLE WIEGENLIEDER)
Einer der ersten Filme, der sich bereits in den 80er Jahren mit den Auswirkungen des Holocausts auf die Nachfolgegeneration auseinandersetzte. Die Filmemacherin, deren Eltern das Ghetto von Vilnius überlebten, befragt in Kanada und Israel andere Kinder von Überlebenden. Welchen Einfluss hat die Verfolgungsgeschichte der Eltern auf das eigene Leben? In Deutschland begegnet sie Kindern von Tätern, die von der Entdeckung der Verbrechen ihrer Eltern berichten und davon, wie sie mit deren Schuld umgehen. In DARK LULLABIES werden wir Zeugen des Versuchs, sich aus dem Unverständlichen und dem Vererbten eine Geschichte zu erarbeiten.
Kanada 1985 / OmU / 82 Min. //
Regie: Irene Angelico, Abbey Neidik //
So 26.11., 19:30 //
BREAKING THE SILENCE: THE GENERATION AFTER THE HOLOCAUST
Fast vier Jahrzehnte nach 1945 porträtiert BREAKING THE SILENCE: THE GENERATION AFTER THE HOLOCAUST die Kinder der in die USA emigrierten Holocaust-Überlebenden, die sogenannte ›Zweite Generation‹. Die Initiative zu diesem Film geht von der Psychoanalytikerin Eva Fogelman aus, die als Leiterin von Hilfegruppen für die Angehörigen der Zweiten Generation in Boston tätig war und selbst Tochter von Holocaust-Überlebenden ist. Edward A. Mason drehte den Film für das Massachusetts Mental Health Center in Boston. Im Zentrum steht eine Gruppe junger Erwachsener, die über ihre Erfahrungen als Angehörige einer bis zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbeachteten Gruppe von Nachgeborenen erzählen. Der Film zeigt deren Vertreter der Zweiten Generation bei mehreren Treffen einer Gesprächsgruppe und im Dialog mit ihren Eltern, den Überlebenden; Außerdem kommen Psychologen zu Wort, die die Gruppe therapeutisch begleiten.
USA 1984 / engl. OF / 58 Min. //
Regie: Edward A. Mason //
So 03.12., 19:30 //