Wie kann bildliche Abstraktion als ein Werkzeug für queere Erkenntnisweisen und Politiken gebraucht werden? Ester Fleckner arbeitet überwiegend in Serien von Holzschnitten. Über diese zeitaufwendige Technik und in der körperlichen Auseinandersetzung mit dem Druckstock begibt sie sich in Prozesse, die von Unvorhersehbarkeiten, Fehlern und Kontrollverlust gekennzeichnet sind. Statt linear ein Ergebnis anzusteuern, arbeitet Fleckner mit Wiederholungen, mit Überarbeitungen und Überschreitungen.
In der Ausstellung Slow Tools zeigt Fleckner frühere Arbeiten, darunter auch Skulpturen, zusammen mit neuen Drucken der fortlaufenden Serie Woodbeds, brimming. Während Geometrie Körper und Räume mathematisch exakt beschreibt, schneidet und modelliert Fleckner einfache geometrische Formen, die Stimmungen, Rhythmen und Kollisionen entstehen lassen. In Woodbeds, brimming sind die Kompositionen, ähnlich Texten oder Codes, in Zeilen angeordnet, die schwanken, vibrieren und sich überlagern – einige Zeichen fallen auch aus dem Rahmen. Im Dialog mit konventionellen Sprachen und Zeichensystemen indiziert Fleckners alternative Formensprache Körper, Räume und Distanzen. Es ist eine Einladung, anders zu lesen, zu schreiben und zu denken. Fleckner schlägt vor, die Drucke als Textportraits zu begreifen. Als Gedichte. Und Betten.
Eintritt frei.
Die Ausstellung läuft vom 16.09.-29.10.2023