Wir zeigen die Dokumentation „Economia Coll·lectiva – Europas letzte Revolution“. Begleitend gibt es einen Kurzvortrag zu der Kollektivierung der katalanischen Wirtschaft. Im Anschluss wollen wir diskutieren, was wir aus dieser historischen Erfahrung für unsere heutige Tätigkeit lernen können.
Der Film
Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm „Economia Col·lectiva – Europas letzte Revolution“ (Spanisch mit deutschen Untertitel) konzentriert sich auf die Anfangszeit des Spanischen Bürgerkrieges.
Unter Führung von Francisco Franco putschten im Sommer 1936 ein Bündnis aus konservativ-monarchistische Militärs zusammen mit faschistischen Gruppen gegen die republikanische Regierung. Unterstützung erhielten die Putschisten vom faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland.
Regisseur Eulàlia Comas thematisiert in seinem Dokumentarfilm den Versuch der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT (Confederación Nacional del Trabajo) und weiterer Gruppierungen, die die rechtsgerichteten Putschisten unter General Franco bekämpften, in Katalonien unter dem Eindruck des Krieges das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben kollektiv zu organisieren.
In der Phase von 1936 bis 1937 wurde fast die gesamte katalanische Agrarproduktion, die Schwerindustrie, das öffentliche Verkehrssystem und große Teile des Dienstleistungssektors von den Arbeitenden kollektiviert und selbstverwaltet.
Die Kollektivierung, die nicht angeordnet wurde, sondern als Spontanhandlung auftrat (als Ergebnis jahrzehntelanger Vorbereitung durch die Militanten der CNT, FAI, MMLL, JJLL), führte in einzelnen Wirtschaftszweigen wie zum Beispiel der Schwerindustrie oder der Agrarproduktion zu teilweise starken Steigerungen der Produktion.
Außerdem wurde versucht, die Abhängigkeit vom Ausland zu mindern. Die Textilbranche ersetzte zum Beispiel Baumwolle durch Hanf, die Holzimporte aus Afrika, Asien und Amerika wurden eingestellt und die Verarbeitungsbetriebe mussten wegen des Kampfes gegen den Faschismus und aufgrund mangelnder internationaler Unterstützung mehr und mehr zur Produktion von Kriegsgütern übergehen.
Dass die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln erstmals in der Geschichte Kataloniens sichergestellt werden konnte, war die unmittelbare Folge der Kollektivierungen.
Zentren der kollektiven Selbstverwaltung waren Katalonien und Aragon. Nach Schätzungen sollen etwa 3 Millionen Menschen in Kollektivbetrieben gearbeitet haben.
Der informative Dokumentarfilm rekonstruiert das revolutionäre Experiment dieses „kurzen Sommers der Anarchie“ von seinen Anfängen bis zur Stagnation anhand von CNT-Archivmaterial und Interviews, wobei es ihm vorrangig um die Gegenwartsfähigkeit einer antikapitalistischen Utopie geht.
Trailer: https://de.labournet.tv/video/6647/economia-collectiva
Hintergrundtext: Augustin Souchy – Die Kollektivierung in Katalonien