Dreißig Jahre wird das CINELATINO dieses Jahr! Die Jubiläumsausgabe wartet mit einer Auswahl spanischer und lateinamerikanischer Filme auf, deren Bandbreite von alten Sagen zu aktuellen politischen Entwicklungen reicht. Unter den Filmen befinden sich sowohl Werke renommierter Regisseur*innen als auch von Newcomer*innen, teils preisgekrönt von bekannten Filmfestivals. Außerdem geht es mit einer Retrospektive zurück in die Vergangenheit – einige der beliebtesten Highlights der letzten Jahre flimmern zum 30. nochmals über die Leinwand.
UTAMA – EIN LEBEN IN WÜRDE
Kein Regen in Sicht, kein Wasser in der Tonne, nur ausgedörrtes Land. Ein Jahr hat es auf dem bolivianischen Hochland nicht mehr geregnet. Vigilio und Sisa leben schon lange in ihrem einfachen Haus in einer grandiosen Landschaft, die aber zunehmend lebensfeindlich wird. Im Dorf überlegen sich die Bewohner*innen schon, ob man nicht besser an einen anderen Ort oder in die Stadt ziehen sollte. Ein rituelles Opfer auf einem Vulkan lassen alle weiter auf den erlösenden Regen hoffen. Als der Enkel aus der Großstadt kommt und ihre Not sieht, möchte er die Großeltern dazu überreden, mit ihm zu kommen. Aber für Vigilio kommt das nicht in Frage. Obwohl ihm seine Wanderungen mit den Lamas immer schwerer fallen, er ernsthaft krank ist und seine Frau nichts davon erfahren soll, versucht er, aus dem Flug des Kondors die Zeichen zu deuten. Eine zärtliche Liebesgeschichte, die Frage nach einem würdevollen Leben im Alter und ein dringlicher Hinweis auf die Folgen des Klimawandels.
Bolivien 2022 / OmU / 87 Min. //
Ein Spielfilm von Alejandro Loayza Grisi //
Mi 03.05., 19:00 / Nachspiel: Mi 10.05., 21:30 //
DESPERTÉ CON UN SUEŇO
Felipe nimmt heimlich an einem Casting teil. Dazu macht er sich auf den Weg nach Montevideo auch in der Hoffnung, auf Spuren seines Vaters zu stoßen. Ebenso heimlich schreibt der 13-Jährige Texte für Theaterstücke, die er dann mit seinen Freund*innen aufführt. Abends am Strand rappen die Jugendlichen mit Begeisterung ihre eigenen Verse. Im Traum sieht Felipe sich immer wieder auf einer Bühne, während seine Mutter, seine Großmutter und sein verstorbener Vater im Publikum sitzen. Seine Mutter ist nicht gut auf das Theater zu sprechen und will nicht, dass er Schauspielunterricht nimmt. Aber seine Freund*innen spornen ihn an. Allein in Montevideo und noch ohne eine Übernachtungsmöglichkeit trifft er seine ihm fast fremde Großmutter. Er findet sich in einem Haus voller Erinnerungen wieder, Erinnerungen an seinen Vater.
Argentinien, Uruguay 2022 / OmU / 75 Min. //
Ein Spielfilm von Pablo Solarz //
Mi 03.05., 21:30 //
TRIGAL
Die schüchterne Sofía verbringt mit ihrer taffen Cousine Cristina den Sommer auf dem Landgut der Familie. Freundinnen auf ewig und am Beginn der Pubertät entdecken sie an sich bis jetzt noch ganz unbekannte, neue Gefühle. Sie sehen sich verbotene Fotos an, probieren Lippenstifte aus, tauschen Geheimnisse und Kleider – und sie verlieben sich in denselben älteren Mann, von dem sie hoffen, angesprochen zu werden. Beide träumen von etwas, das sie nicht benennen können. Dies führt nicht nur zu Konkurrenz, sondern auch zu Täuschungen und Verrat. In ihrer Naivität gehen sie Risiken ein, deren Ausgang sie nicht absehen können. Aber auch innerhalb ihrer Familien kommt es zu Verwerfungen. Kann Cristinas und Sofías ewiger Treueschwur unter diesen Umständen Bestand haben?
Mexiko 2022 / OmeU / 115 Min. //
Ein Spielfilm von Anabel Caso //
Do 04.05., 19:00 //
ARGENTINA, 1985
Tosender Applaus ertönt im Gerichtssaal, als Staatsanwalt Strassera im Namen des argentinischen Volkes sein Plädoyer mit den Worten „Nunca más“ beendet. „Nie wieder“ sollen sich die unmenschlichen Gräueltaten der Militärdiktatur wiederholen. Die Richter haben Mühe, die tobende Menge zu beruhigen. Für den Prozess hat das junge Team um Strassera monatelang unter Hochdruck gearbeitet, Akten gewälzt und Zeug*innen befragt. Beweise gegen die führenden Militärs der argentinischen Junta, die von 1976 bis 1983 im Land herrschte, mussten gefunden werden. Aber die alten Machtriegen haben nach wie vor großen Einfluss, ziehen Politiker auf ihre Seite und arbeiten mit unsauberen Mitteln: Morddrohungen gehen ein … Kann es Strassera und seinem Team unter diesen Umständen gelingen, für Gerechtigkeit zu sorgen?
Argentinien, USA 2022 / OmU / 140 Min. //
Ein Spielfilm von Santiago Mitre //
Do 04.05., 21:30 //
DIE KÄMPFER*INNEN OHNE WAFFEN!
Filmvortrag mit Live-Musik mit Enna Tapajó
Der indigene Frauenchor der Karuanas aus dem Amazonas schützt, pflegt und kämpft mit Stimme und Gesang für die Erhaltung des Regenwaldes und der Wasservorkommen.
Seit vielen Jahrhunderten setzen die mutigen Borari-Frauen ihr Leben für den Schutz der Tiere und Pflanzen und das Recht auf einen eigenen Schutzraum ein. Viele Hüter und Hüterinnen des großen Waldes verschwinden spurlos. Ihre Gegner*innen sind weltweit mächtig und brutal.
Enna Tapajó (geboren 1998) ist Musikerin der Karuanas. Sie lebt für ein Jahr in Freiburg und unterstützt die Friedensarbeit von PAKT e.V. mit Menschen aus Risikolagen. Hier und jetzt hat sie aber auch die Möglichkeit, die Menschen auf ihre globale Verantwortung hinzuweisen. In ihrem Filmvortrag erzählt Enna vom gewaltfreien Kampf der Frauen im Amazonas, von den Stimmen des Regenwaldes und der brennenden Lunge der Erde. Mit eigenen Filmen der Karuanas, indigenen Worten und Livemusik kämpft sie in Deutschland für Respekt, Würde und Klimagerechtigkeit.
In Kooperation mit PAKT e.V.
Fr 05.05., 18:00 / zu Gast: Enna Tapajó / Galerie Alter Wiehrebahnhof
UNA PELÍCULA SOBRE PAREJAS
Was passiert, wenn man mit der Person, die man liebt, zusammenarbeiten muss? Nati und Uri sind ein Paar – und führen gemeinsam Regie. Ihren letzten Film zeigen sie vor einem Publikum von gerade einmal zehn Menschen. Als die beiden ein Angebot für einen Dokumentarfilm bekommen, zögern sie deshalb nicht, das neue Projekt anzugehen. Ein Film über Paare soll es sein – oder so ähnlich. Komplett eingenommen von den Geschichten fremder Paare wird ihre Beziehung schleichend auf die Probe gestellt. Sowohl als Eltern wie auch als Kreative kommen die beiden an ihre Grenzen. Kann man gute Eltern sein, während man arbeitet? Kann man sich in der kreativen Arbeit voll entfalten, wenn man elterlicher Verpflichtungen hat? Fördert die Kombination aus Privatem und Beruflichem die Vitalität oder doch nur den Konkurrenzkampf? Und ist es das alles überhaupt noch wert angesichts der schwindenden Filmkultur? Es bleibt nur zu hoffen, dass Nati und Uri an diesem Balanceakt nicht zerbrechen …
Dominikanische Republik 2021 / OmeU / 89 Min. //
Ein Film von Natalia Cabral, Oriol Estrada //
Fr 05.05., 19:00 / zu Gast: Oriol Estrada //
MAFIFA
Daniela Muñoz Barroso hat fast ihr ganzes Gehör verloren und kann keine hohen Töne mehr wahrnehmen. Sie nutzt ihre Augen nicht nur zum Sehen, sondern auch zum Hören. Und sie ist fasziniert von Gladys Esther Linares, alias Mafifa, einer Musikerin, die die Glocke spielte, ein in der kubanischen Conga-Szene bekanntes metallenes Perkussionsinstrument. Als erste Frau auf Kuba trat sie in der Gruppe „La Conga de Los Hoyos“ auf. Die Männer akzeptierten sie nicht nur, sondern verehrten sie auch. Noch heute erinnern sich Menschen, die ihre Leidenschaft für die Conga teilten, begeistert an Mafifa. Alle beschreiben sie als eine außergewöhnliche Person und brillante Glockenspielerin, die sich nicht um den Machismo scherte.
Kuba 2021 / OmeU / 77 Min.
Ein Dokumentarfilm von Daniela Muñoz Barroso
Fr 05.05., 21:30 / zu Gast: Daniela Muñoz Barroso
A FANTÁSTICA FÁBRICA DE GOLPES
Brasilien hat eine lange Tradition an Staatsstreichen. Diese Putsche sind nicht ohne Mitwirkung der großen Medien zu denken, im Besonderen von TV Globo. Zwei brasilianische Journalisten decken dessen Manipulationen und perfiden Taktiken auf. Sie sammeln in elf brasilianischen Städten sowie fünf verschiedenen Ländern Europas und Südamerikas exklusives Filmmaterial, darunter Interviews mit Dilma Rousseff, Glenn Greenwald, Adolfo Perez Esquivel, Geoffrey Robertson QC und der Musikikone Chico Buarque. Der Film knüpft inhaltlich an der 1993 gedrehten britischen Dokumentation BEYOND CITIZEN KANE an.
Seit den 1960er-Jahren manipuliert TV Globo in Brasilien skrupellos die öffentliche Meinung, legitimierte die Diktatur, die das Land 21 Jahre beherrschte, und dämonisiert fortschrittliche Stimmen, die für die wichtigsten Werte der Demokratie kämpfen. Es wird gezeigt, dass TV Globo und die großen Medien sich immer noch im gleichen Fahrwasser bewegen.
Brasilien, UK 2021 / OmeU / 105 Min.
Ein Dokumentarfilm von D. Victor Fraga & Valnei Nunes
Sa 06.05., 17:00
ADIÓS BUENOS AIRES
Buenos Aires im Jahr 2001. Fünf Freunde könnten nicht unterschiedlicher sein, doch ihre Liebe zu Tangomusik eint sie. Als Band „Vecinos de Pompeya“ treten sie abends in schlecht besuchten Kneipen auf. In der sich verschärfenden Wirtschaftskrise verdienen sie wenig und an manchen Abenden erhalten sie Empanadas statt Geld. Der charmante Bandoneon-Spieler Julio fasst den Entschluss, nach Berlin auszuwandern. Doch über Nacht friert der Staat alle Bankkonten ein. Wie soll er jetzt ein Flugticket bezahlen? Was soll er mit dem Schuhladen seines Vaters machen? Und dann rauscht auch noch die schlagfertige Taxifahrerin Mariela in sein Auto und in sein Herz. Mit der betagten, aber noch immer betörend singenden Tango-Ikone früherer Zeiten, Ricardo Tortorella, findet Julios Tango-Band fast zu altem Glanz zurück. Ein letzter Auftritt soll seine finanzielle Lage und die der Bandmitglieder retten …
Deutschland, Argentinien 2023 / OmU / 93 Min.
Ein Spielfilm von German Kral
Sa 06.05., 19:00
EL VISITANTE
Gerade eben aus dem Gefängnis entlassen, ist Humberto auf der Suche nach einem Neuanfang. Dem Alkohol hat er entsagt, und er hat es auch geschafft, der evangelikalen Kirche zu entkommen. Sein innigster Wunsch ist es jetzt, den Kontakt zu seiner Tochter Aleida wieder aufzunehmen, die bei den Großeltern Carlos und Elizabeth lebt. Carlos, ein wohlhabender und sehr einflussreicher argentinischer Pastor, ist tief mit der evangelikalen Kirche in Bolivien verbunden. Unter der Bedingung, dass Humberto wieder in die Kirche geht, erlaubt Carlos eine Annäherung von Vater und Tochter. So lernt Aleida eine ganz andere Welt frei von Glaubenssätzen kennen. Immer noch gepeinigt von seiner Vergangenheit, versucht Humberto, den Einfluss von Carlos und Elizabeth auf seine Tochter zu schwächen. Es beginnt ein Tauziehen zwischen Carlos und Humberto um Aleidas Zukunft.
Bolivien, Uruguay 2022 / OmU / 86 Min.
Ein Spielfilm von Martín Boulocq
Sa 06.05., 21:30
LA ILUSIÓN DE LA ABUNDANCIA
Carolina, Bertha und Maxima wehren sich gegen die modernen Konquistadoren unserer Zeit: transnationale Konzerne, die rücksichtslos Mensch und Umwelt ausbeuten.
Die peruanische Bäuerin Maxima lebt in der Nähe von Yanacocha, der zweitgrößten Goldmine der Welt. Die Betreiber der Mine wollen ihre Aktivitäten ausweiten und bedrohen Maxima und ihre Familie.
Caroline lebt in Brasilien in Minas Gerais. Als 2019 in Brumadinho ein Damm des Bergbaukonzerns Vale mit giftigem Minenschlamm brach und 272 Menschen ihr Leben verloren, wird die Journalistin zur Aktivistin. Die Gier der Firmen ist unermesslich. Ihre Kontakte reichen bis in die EU, zur Deutschen Bank und zum TÜV Süd.
2015 erhielt Berta Cáceres, Mutter von Bertha, den prestigeträchtigen Goldman Environmental Prize für ihren Kampf gegen den Bau des Agua Zarca Staudamms in Honduras. Kurze Zeit später wurde sie ermordet. Ihre Tochter Bertha führt den Kampf weiter. Ein Film über die, die unseren Planeten beschützen, und über grundlegende Menschenrechte.
Bel, NL, Lux, ESP, F, A, N, DEN, S, USA, CH 2022 / OmU / 58 Min.
Ein Dokumentarfilm von Erika Gonzalez Ramirez & Matthieu Lietaert
So 07.05., 17:30
TENGO SUEŇOS ELÉCTRICOS
Gegen den Willen der 16-jährigen Eva renoviert ihre Mutter die Wohnung und will die Katze loswerden, die überall hinpinkelt. Seit der Scheidung ihrer Eltern träumt Eva davon, bei ihrem Vater zu leben. Dieser scheint allerdings nicht die Absicht zu haben, Verantwortung zu übernehmen. Er kämpft mit seiner eigenen Hilflosigkeit, die sich immer wieder in Gewalt entlädt. Doch Eva sieht in der Beziehung zu ihm die einzige Möglichkeit, ihrer Vorstellung vom Erwachsensein näher zu kommen, eine Grenze zu überschreiten und sich dem zu nähern, was sie unter Freiheit versteht. Ein kühner Coming-of-Age-Film, der unter die Haut geht und den schmalen Grat zwischen Wut und Gewalt sowie Zuneigung und Intimität aufzeigt.
Costa Rica, Belgien, Frankreich 2022 / OmeU / 101 Min.
Ein Spielfilm von Valentina Maurel
So 07.05., 19:00
ROZA
Wie kann man in ein altes Leben zurückfinden, das es so gar nicht mehr gibt? Hektor, der nach Jahren wieder in sein Heimatdorf im Hochland von Guatemala zurückkehrt, findet eine befehlshaberische Mutter vor, eine sehr distanzierte Ehefrau und einen Sohn, der ihn nicht mehr erkennt. Er versucht, sich wieder anzupassen, wird aber als Außenseiter angesehen. Seine Mutter hat dem Pastor der Gemeinde die Besitzurkunde ihres Landes in Obhut gegeben. Wie soll er also an sein Erbe kommen? Seine Frau lehnt sich gegen die Bevormundung durch seine Mutter auf und lässt sich nicht mehr alles gefallen. In seiner Hilflosigkeit glaubt er, mit zunehmender Gewalt seine Probleme lösen zu können. Doch da setzt die Dorfgemeinschaft ihm Grenzen. Mit allen Mitteln will er sein altes Leben zurückerlangen und stürzt damit das ganze Dorf ins Chaos. Wird es Hektor gelingen, wieder in seinem Heimatdorf Fuß zu fassen?
Guatemala, Mexiko 2022 / OmeU / 76 Min.
Ein Spielfilm von Andres Rodríguez
So 07.05., 21:30 / zu Gast: Andres Rodríguez