MARA – aus dem Alt-Russischen übersetzt – bedeutet in etwa „Traum“ oder „Hoffnung“. Sie entspringt aber auch slawischen Mythen, in Form einer übermenschlichen Gestalt, die Menschen mit (Alb-)Träumen heimsucht. Inmitten der Proteste gegen den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko streift ihre Repräsentation mit weißer Gipsmaske und Krone umher oder ist als rote Königin mit langer, roter Schleppe in den Straßen und auf Spielplätzen in Minsk zu sehen. Und es sind vor allem die Frauen in Belarus, die Großmütter und Mütter, die den jungen, gesichtslosen Soldaten und Polizisten die Stirn bieten. Zwischen Hoffnung, Wirklichkeit und Ohnmacht transzendiert Sasha Kulaks eindringlicher Blick: Bilder aus dem Alltag der Protestierenden, von schockierenden Erfahrungsberichten von Opfern der Staatsgewalt und poetischer Performance fernab der Gewalt.
Der Ansatz dieses Dokumentarfilms geht weit über die Perspektiven der Nachrichtenbilder des vergangenen Jahres hinaus und zeigt mit Nachdruck, welcher Preis für den Mut zur Demokratie bezahlt wird. Für tausende Menschen im Land ist der Albtraum Realität, doch die Hoffnung bleibt – ein starkes Statement für Demokratie und die Macht des Volkes.
BLR, FRA 2021 / OmeU / 62 Min.
Regie: Sasha Kulak, Suzanna Spertsyan / Kamera: Sasha Kulak, Schnitt: Sasha Kulak / Musik: Pavel Bocharov
Mi 26.4., 19:30 anschließend Skype-Gespräch mit der Regisseurin Sasha Kulak
In Kooperation mit dem Zwetajewa-Zentrum an der Universität Freiburg e.V. Im Mai und im Juni sind weitere Filme geplant.