KoKi

Urachstraße 40
79102 Freiburg im Breisgau
Deutschland

FILM DES MONATS
EINE FRAU

Mosaike der Erinnerung: In ihrem jüngsten Film beschäftigt sich die Regisseurin Jeanine Meerapfel mit der Biographie ihrer Mutter. Auf intime Art und Weise erinnert sie sich an eine Frau, für die das Gefühl von Heimatlosigkeit ein Dauerzustand war. Zugleich ist es die Geschichte der Exilerfahrungen einer ganzen Generation im 20. Jahrhundert.

Frankreich, Deutschland, Holland und Argentinien – Länder, in denen die Mutter der Regisseurin Zeit ihres Lebens verbracht hat. Der Film führt die Zuschauer*innen zurück an diese Orte und erinnert anhand von Fotos, Tagebucheinträgen und Archivfilmen an das Leben von Marie Louise Chatelaine Meerapfel. Entstanden ist dabei ein zutiefst berührender Film in Form eines dokumentarischen Essays. Die Autorin findet hier ihre eigene ästhetische Form des Erinnerns, die auch von Brüchen und Inkohärenzen durchzogen ist und Raum für eigene Imaginationen lässt. Wundervoll, wie sich die Erinnerung an die Mutter mit Zeitgeschichte verschränkt und dadurch eine größere Dimension eröffnet: Die Geschichte dieser Frau, ihre Erfahrungen auf der Flucht und im Exil stehen somit stellvertretend für die Geschichten vieler Frauen jener Epoche.

Deutschland 2022 / 104 Min.
Regie: Jeanine Meerapfel / Kamera: Johann Feindt / Ton: Thomas Keller, Manja Ebert / Schnitt: Vasso Floridi / Musik: Floros Floridis


Fr 6.01., 19:30 / So 8.01., 18:00 / So 15.01., 19:30 / Mi 18.01., 21:30

 

MALOU – Begleitprogramm zum „Film des Monats“

Hannah lebt mit ihrem Ehemann, dem Architekten Martin, in Westberlin. Ihre vor mehr als zehn Jahren verstorbene Mutter Malou war Französin, die einst aus Liebe zu ihrem deutschen Mann zum Judentum konvertierte. Nach 1933 musste das Paar emigrieren, so dass Hannah in Buenos Aires zur Welt kam. In Deutschland, wo sie Emigranten unterrichtet und als „Ausländerin“ betrachtet wird, fühlt sie sich fremd und unverstanden. In Erinnerungen an Malou und in Auseinandersetzungen mit Martin sucht sie ihre Identität … Jeanine Meerapfel, selbst als Tochter deutsch-jüdischer Eltern in Buenos Aires geboren, reflektiert in ihrem Spielfilmdebüt ihre eigene Geschichte und verwebt dabei elegant Gegenwart und Vergangenheit. In gedämpften Sepia-Tönen schildert sie den Weg der exaltierten Bar-Chansonette Malou in eine unglückliche Ehe und den Alkohol. Nüchtern kontrastiert sie diese Melodramatik mit Hannahs entschlossenem Aufbruch aus der weiblichen Unmündigkeit. Während sich die Mutter in der offenen Luxus-Limousine noch wohlig an die breite Brust ihres Ehemannes kuschelte, setzt sich die Tochter selbst ans Steuer ihres Peugeot-Kabrioletts, um nach einem selbstbestimmten Lebensweg zu suchen.

 

BRD 1981 / 94 Min. / Regie und Drehbuch: Jeanine Meerapfel
mit Ingrid Caven, Helmut Griem, Grischa Huber u.a.

So 15.1., 17:30

EINE FRAU
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