Ingmar Bergmans Das Siebente Siegel thematisiert in Anlehnung an das frühneuzeitliche Genre des Mysterienspiels die spirituelle Unbehaustheit des modernen Menschen in einem mittelalterlichen Setting. Die Dringlichkeit der Sinn- und Gottessuche angesichts einer von Tod, Willkür und Gewalt beherrschten Welt in Endzeiterwartung setzt er über die Schrecken von Kreuzzug, Pest und der Hexenverbrennung in Szene. Im Mittelpunkt steht der Ritter Antonius Block, der zehn Jahre mit seinem Knappen Jöns auf Kreuzzug im heiligen Land war und nun ins von der Pest und apokalyptischen Vorzeichen heimgesuchte spätmittelalterliche Schweden zurückkehrt. Im Morgengrauen erscheint ihm, gerade an der schwedischen Küste angekommen, der Tod und verkündet, dass seine letzte Stunde geschlagen habe. Block kann den Tod jedoch überreden, mit ihm Schach um sein Leben zu spielen. Solange die Partie andauert, erhält der Kreuzritter Aufschub. Die Zeit will Block nutzen, um Gewissheit über die Existenz Gottes zu erlangen. Er quält sich damit, dass ohne einen Gott „all unser Streben auf dieser Welt sinnlos und grausam“ sei. Als Kontrastfiguren zu Blocks intellektuell-religiöser Selbstzerfleischung fungieren neben seinem Knappen Jöns, der eine atheistisch-nihilistische, mitunter gar zynische Haltung einnimmt, sich aber als hilfsbereiter und mit einem bodenständigen Gerechtigkeitsempfinden ausgestatteter Mensch erweist, vor allem das junge Schaustellerehepaar Jof und Mia, die sich nach einer gemeinsamen Szene retardierende Idylle dem Ritter anschließen, um auf seiner Burg Zuflucht vor der Pest zu suchen. In ihrer eher unverstellten Gotteserfahrung – Jof hat religiöse Visionen – vertreten sie die Hoffnung auf ein einfaches und doch zufriedenes Leben. Der Tod aber gewinnt am Ende die Schachpartie und verkündet, wenn er Block das nächste Mal begegne, dann werde er ihn und alle in seiner Gesellschaft mitnehmen. Durch ein Ablenkungsmanöver verhilft Block Mia, Jof und ihrem kleinen Sohn zur Flucht. Sie werden überleben.
Eine Allegorie mit einem einfachen Thema, so hat Bergman selbst seinen Film genannt: die ewige Suche des Menschen nach Gott und dem Tod als einziger Sicherheit. Doch selbst der Tod weiß nichts von Gott und kennt den Sinn seiner eigenen Existenz nicht: „Ich bin unwissend“, sagt er zu Block, nachdem er den Ritter schachmatt gesetzt hat.Einführende Worte zum Film werden die Mediävistin Prof. Dr. Racha Kirakosian und die Kulturwissenschaftlerin Polina Orekhova sprechen.