Weil sie mit ihren Mitschülerinnen immer weniger anfangen kann, fährt Lea diesen Sommer nicht wie üblich mit den Anderen ins Ferienlager. Sie bleibt stattdessen in der brandenburgischen Provinz und schlägt ihre Zeit allein tot oder besucht den schrulligen Musiker Mark. Als sie ein paar Jungs dabei beobachtet, wie sie ein Floß bauen, ist ihre Neugier und ihr Ehrgeiz geweckt: Lea scheut auch eine gefährliche Mutprobe nicht, um sich für die Bande, die eigentlich gar keine Mädchen aufnimmt, zu qualifizieren.
Eine Prinzessin sei sie nicht, betont die Regisseurin beim Publikumsgespräch auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis 2017, denn das würde ihrer Protagonistin nicht gerecht. Es würde sie verniedlichen und ihr die Reife absprechen; es sei zu mädchenhaft, zu jung, zu kindlich. Und dabei hat Lea etwas Nobles und Königliches an sich: Sie ist mutig, geduldig, großzügig, clever und mit ihren 10 Jahren schon sehr erwachsen. Sie strahlt trotz ihres zarten Alters stets eine gewisse Würde aus; sie weiß ganz selbstverständlich, daß man gewisse Dinge nicht weitererzählt und sie behält auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf. Sie setzt sich mit gelassener Ruhe durch in einer Männer- und Jungswelt, findet dort ihren Platz.
„Ganz nebenbei wird hier ein Star geboren“, sagt das 3sat – zu Recht wurde die Newcomerin Lisa Moell 2018 mit dem Deutschen Jugend Medien Preis als Beste Schauspielerin ausgezeichnet. Die Ausstrahlung der damals Achtjährigen hatte Regisseurin Joya Thome so beeindruckt, daß sie die Geschichte der Königien von Niendorf nur für ihre Hauptdarstellerin schrieb. „Wir machen das jetzt einfach,“ sagt die junge Filmemacherin, die bewußt nicht die Maschinerie mit Fördermitteln, Koproduktionen mit Fernsehsendern und allem Drum und Dran anschmiß, „sonst wäre sie zu alt gewesen“. Daher wurde der Streifen zur Hälfte mit Crowdfunding finanziert, zur anderen Hälfte durch den Koproduzenten Lupa Film sowie kommunale Gelder und Sponsor*innen. In vier Wochen war der Film im Kasten und Joya Thome bekam den Deutscher Regiepreis 2018 für „Beste Regie Kinderfilm“ für ihren ersten abendfüllenden Spielfilm. Einen eigenen Kindheitstraum konnte sie sich mit den Dreharbeiten nebenbei erfüllen: „Endlich ein Baumhaus und ein Floß bauen“.
Warmherzig, rührend und einfach süß – Königin von Niendorf ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen sehenswert!
Als Vorfilm läuft Störenfrieda .
Meike Bischoff