G.RAG/ZELIG IMPLOSION DELUXXE
Wüsste es der Pressetexter selbst nicht besser, würde er verlauten, die neue Scheibe von g.rag / zelig implosion deluxxe entstand in Schichtarbeit auf dem Werksgelände einer Fabrikanlage. In Nacht- und Nebelschicht, Made in West Germany, Bavaro–Amerikanischer Sektor. Im Krautland. Im Präteritum.
Wie aus der Fernmeldeanlage einer non-stop durchgetaktet pulsierenden Produktionsstätte dringt eine megaphonisiert verhüllte Stimme durch die verzahnt laufende Betriebsamkeit und verkündet Verse, die nach verwischten Spuren aus Moderne Zeiten oder kryptischen Prophezeiungen aus dem Grammophonzeitalter klingen:
»automation, kommunikation, television – kenn ich schon
animation, korruption, faszination – kommt davon «
Kurz darauf schon gleicht die Stimme den Fetzen einer letzten Warnung aus einer geborgenen Blackbox, während sich die Belegschaft weiter durch den Rhythmus der Stechuhr schiebt – nicht gewahr werdend, dass der Kollaps längst bevorsteht:
»life ain’t easy / if you’re living in the past / if your talk’s input–output / we call it boring boring – that’s da look of da world«
Aber der Pressetexter weiß nichts besser! Weil es nichts besser zu wissen gibt. Vorbei sind die Zeiten, da sich eine Publikation selbsterklärend bis zum Offenbarungseid mitteilte, um dem freilaufenden Denken der Zuhörer vorauszugreifen: Mit einem Transfix ändern sich Vorzeichen, und alte Information verschwindet! Egal ob feindliche oder arrangierte Übernahme – es kommt die große Baulücke und es gibt keine sichere Bahnhofshalle mehr …
Das ist das Grundrauschen und subtiles Narrativ dieses Albums. Und trotzdem, oder gerade deswegen, haken g.rag/ zelig implosion deluxxe nach, track by track, und eröffnen genau wie auf dem letzten Album Schöner Warten erneut mit einer Begrüßungsfahrt. Und – bei aller Implosion – Wind und Schwung hat diese Fahrt! Der Moog von Prof. Deluxxe gleitet gespentisch leicht auf Zeligs schaukelnden Schienen dahin, die Leinen sind los, g.rag stellt die Weichen, und das Trio ist ein organisches Ganzes.
Und natürlich klingt Laut Los nach der Ästhetik einer versunkenen Moderne, die hierzulande längst abgewrackt und schrottgepresst ist. Schließlich gibt es noch Regionen auf dieser Welt, auf deren Straßen die alten Automobilfabrikate Made in West Germany state of the standard sind. Geht’s Noch? Ja, wenn man will, dann geht’s eben doch! Und Geht’s Noch ist klares Statement gegen jegliche Abschottung, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit …
Schlussendlich weiß jeder Akkord und jeder Schlag auf Laut Los, dass die Welt auf Prekariat gebaut ist, jeder Akkord und jeder Schlag auf Laut Los sucht die Anbindung an sog. Parallel- und Subwelten. Selbst wenn die Musik zu dieser Platte aus keinem halligen Fabrikszenario kommt, vielmehr in einer räumlich eng begrenzten DIY–Werkstatt eingespielt wurde – gefertigt wurde die Platte ja dennoch und tatsächlich in einer Fabrikanlage, deren Maschinen laufen day in day out.
Am Ende implodiert die Platte: Das Stück Laut Los selbst ist natürlich das „leiseste“, verträumt vernebelt verschwindend …
Legende: Laut Los ist die Erweitung von Schöner Warten (2018) und gleichzeitig auch Antithese zu Neue Stadt (2018), dem aktuellen Album von G.Rag & Die Landlergschwister. Wie schon auf dem Debut-Album Tanz No Wave (2016) mit einem Stück von Wire und einem von Palais Schaumburg auf Schöner Warten, enthält Laut Los neben den Eigenkompositionen eine Coverversion aus Postpunk-NoWave-Zeiten: Mit Viel zu Viel von F.S.K. hören wir g.rag nun den jungen Thomas Meinecke interpretieren, und es ist, als würde uns ein Implosionsmotor nach tausenden von Kilometern Laufzeit mit Kolbenfraß wütend anschnauben. g.rag hat sich diese Stücke nicht nur völlig zu eigen gemacht – er lebt in ihnen, verkörpert sie.
(Pico Be)
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GROS OISEAU
Drei Jahre nach der „Zonzon“-LP meldet sich Gros Oiseau mit seinem neuen Album zurück. Muscles Lisses : eine Veröffentlichung von Chaux-De-Fonds Label Burning Sound (CH). Die Band wurde 2014 von Nicolas Tissot (The Proteins, Flower Clock), Julien Israelian (Imperial Tiger Orchestra, Pierre Omer’s Swing Revue, Samsonite Orchestra) und Paul Courlet (Merzuga, Antioche Kirm, 3 Points De Suspension) gegründet. In seinen Texten hinterfragt Gros Oiseau menschliche Beziehungen, die Evolution der westlichen Gesellschaft und Sexualität. Andere häufig besuchte Themen sind: Gewalt, Selbstentwicklung, Wahnsinn, urbane Isolation, Individualismus und Tod. Und Humor.
Auf diesem Album verfolgt die Band einen eher elektronischen Ansatz und navigiert durch verschiedene Stile. Die Band bleibt ihrer musikalischen Identität jedoch treu, und der Hörer findet gerappte Vocals, mit denen er auf dem ersten Album vertraut war, zusammen mit knackigen Bässen und seltsamen, stärkeigen, aber schwankenden Rhythmen. Es wird auch offen melodische Parts geben und einige stilistische Überraschungen. Alle Texte werden auf Französisch gesungen und wechseln von realistischen urbanen Mikrogeschichten zu trauminspirierten, grafischen Szenen und einem Comic-Universum.
Funky pumpende Bässe lassen das Ganze wie ein seltsames Boot rollen.
Bezüglich des Musikstils von Gros Oiseau sucht man noch nach einem adäquaten Begriff:
Elektropunk? Softcore? Krautfalle?
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grosoiseau.ch
Vorverkauf:
Limitierte Plätze – Anmeldung für das Konzert unter: mail@slowclub-freiburg.de
Das Konzert findet bei gutem Wetter im Hof des Slow Club statt. Bei anhaltendem Regen kann die Veranstaltung leider nicht stattfinden.
Bei unsicherer Wetterlage werden wir euch bis 17:30 Uhr auf der Website und unserem Facebookprofil informieren.
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Einlass: 18.30 Uhr
Beginn: 19:30 Uhr