Wir möchten uns dieses mal der Knastkritik im weiteren Sinne widmen. Uns geht es um Perspektiven einer Gesellschaft, die auf Bestrafung durch Wegsperren und der damit verbundenen Gewaltausübung auf Menschen, verzichten möchte. Ist das überhaupt möglich? Und falls ja, was braucht es dafür?
In den USA landen vor allem (mehrfach) diskriminierte Menschen im Knast und erfahren hier weitere Demütigung. Quasi als Selbstschutz vor den Übergriffen durch die Exekutive wurden hier in antirassistischen und feministischen Kontexten Konzepte (Transformative Justice/Community Accountability) entwickelt. Der Fokus liegt auf Prozessen innerhalb der Communities und nicht auf der Durchsetzung von Recht und Strafe durch den Staat. Beispielsweise sollen Lernprozesse der gewaltausübenden Person und dessen Umfeld angeregt und somit ein Klima für Gewalt abgebaut werden. Aber was hat das mit uns zu tun und wie können wir diese Ideen auf unser Leben übertragen?
Wir bieten verschiedene Textauszüge an, die wir in Kleingruppen lesen und anschließend besprechen möchten. Wir sind keine Expert*innen in diesem Themenkomplex, sehen aber die Notwendigkeit einen Zugang zu schaffen und die Idee einer knastlosen Gesellschaft zu diskutieren.
Anschließend Schreibwerkstatt für anarchistische/politische Gefangene in Dunkelland und anderswo.
Falls ihr Euch mit dem Inhalt folgender Zitaten auseinandersetzen möchtet, seid ihr genau richtig:
„»Was kann man tun, um das Strafsystem zu verbessern?« Nichts. Ein Gefängnis kann nicht verbessert werden. Mit Ausnahme einiger unbedeutender, kleiner Veränderungen kann man absolut nichts tun, als es zu zerstören.“ - Peter Kropotkin
„Eine wichtige Herausforderung besteht darin, zur Schaffung einer humaneren, erträglicheren Umgebung für die Menschen im Gefängnis beizutragen, ohne sich dabei mit der Permanenz des Gefängnissystems abzufinden.“ - Angela Davis
Das Konzept [TJ/ CA] zielt auf ein neues Verständnis von Gerechtigkeit und Sicherheit. Die Verantwortung für Gewalt wird nicht als individuelle, sondern als kollektive Aufgabe betrachtet. Daraus folgt, dass der gewaltausübenden Person Möglichkeiten zur Verhaltensänderung angeboten werden, anstatt sie zu bestrafen und auszustoßen. Gleichzeitig wird das Umfeld mobilisiert, um die von Gewalt betroffene Person zu unterstützen. - Melanie Brazzell
Die Logik von Gefängnissen verkauft uns Sicherheit als Verwahrung der Gefahr (hinter Grenzen, Mauern und in Gefängnissen), oder sie isoliert die Gefährdeten (z.B. in Frauenhäusern). In linken Kontexten wird häufig von »Schutzräumen« fantasiert, in denen niemals etwas Schlimmes geschieht. Aber wäre es nicht viel besser, die Verhältnisse anzugreifen, die für sexualisierte Gewalt und Übergriffe verantwortlich sind, anstatt zu versuchen, die gewaltausübende oder gar die betroffene Person innerhalb der Gesellschaft zu isolieren? - Melanie Brazzell
Unglücklicherweise gibt es in unserer Gesellschaft nicht besonders viele Möglichkeiten, vernünftig mit intimer Gewalt umzugehen, weil Bullen einfach scheiße sind. Das Unrechtssystem, das systematisch people of color, radikale und queere Gruppen und Migrant_innen kriminalisiert und diese brutal behandelt, ist nicht gerade die erste Adresse, an die viele von uns sich wenden wollen, wenn wir angegriffen werden.[..]Außerdem - wem hat das Gefängnis bisher jemals geholfen? - Zine: Gedanken über gemeinschaftliche Hilfe in Fällen von intimer Gewalt
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“Zum Kuckuck!” – das offene anarchistische Treffen für Freiburg und Region – soll einen Anlaufpunkt für Menschen bieten, die sich für anarchistische Politik interessieren oder sich selbst bereits als Anarchist*innen begreifen und sich organisieren wollen. Auf den regelmäßigen Treffen wollen wir uns zusammen die Frage stellen, was wir uns von einem anarchistischen Austausch erhoffen, welche gemeinsamen Ziele wir teilen und welche Konflikte und soziale Kämpfe derzeit von besonderem Interesse sind. Für am Anarchismus Interessierte empfehlen wir die Lektüre der kurzen Broschüre “Anarchismus – Eine Einleitung”, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Wir freuen uns auf euer Kommen!
Das anarchistische Treffen findet an jedem 4. Donnerstag im Monat im Kyosk (Adlerstraße 2) statt.