Uni KG I, HS 1015

Getrieben von den neuen Möglichkeiten digitaler Technologie erleben wir derzeit auf allen Ebenen des Politischen ein Wiederaufleben kybernetischer Steuerung. Auf der Ebene der individuellen Selbstkontrolle versprechen Self-Tracking Technologien neue Möglichkeiten der Selbstoptimierung durch digitales Feedback. Auf kommunaler Ebene verspricht die Digitalisierung der Infrastrukturpolitik unter dem Namen Smart City eine effiziente Logistik. Auf nationaler Ebene wird mit der sogenannten Big-Data-Governance ein mathematisch "korrektes" Regieren auf Basis von digitalen Feedbackkreisläufen in Aussicht gestellt. Der Vortrag untersucht, was all das mit der Kybernetik als "Universalwissenschaft von Kommunikation und Kontrolle" zu tun hat - und wie sich diese Kybernetisierung auf bestehende Herrschaftsverhältnisse auswirkt. Dabei werden anhand von Beispielen aus der sogenannten "Industrie 4.0" Tendenzen eines kybernetischen Kapitalismus aufgezeigt. Auf der anderen Seite wird es aber auch um vergessene utopische Potentiale der Kybernetik für ein nichtkapitalistisches Wirtschaften gehen.
Der Referent Simon Schaupp ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Munich Center for Technology in Society der Technischen Universität München und hat kürzlich zwei Bücher zum Thema veröffentlicht: "Digitale Selbstüberwachung. Self-Tracking im kybernetischen Kapitalismus" (Graswurzelrevolution 2016) und zusammen mit Anne Koppenburger und Paul Buckermann: "Kybernetik, Kapitalismus, Revolutionen. Emanzipatorische Perspektiven im technologischen Wandel" (Unrast 2017).

Ein Vortrag organisiert vom Referat für Politische Bildung.

Vortrag: Emanzipation oder neue Herrschaft?