Offensiv statt defensiv!
Selbstbestimmt statt ohnmächtig!
Ob Laut oder leise!
Wütend - Wollen wir die Nacht erobern!
Am 14.06.17 wird sich ein feiernder Zug aus FLTI*-Personen die Freiburger Innenstadt nehmen und damit ein Zeichen gegen Sexismus, sexualisierte Gewalt, Homo- und Transphobie und Rassismus setzen.
Denn viele Mädchen*, Frauen*, Lesben*, Trans*- und Inter*-Personen werden groß mit der Angst vor sexualisierter Gewalt und dem Ratschlag Nachts nicht ohne Begleitung an dunkle Orte und Straßen zu gehen. Auch in Clubs sind wir vor dummen Anmachen und Belästigungen nicht sicher.
Um dem allgegenwärtigen Sexismus dieser Gesellschaft standzuhalten und entgegenzuwirken, brauchen wir Solidarität unter FLTI*-Personen.
Lasst uns deshalb gemeinsam die Straße und die Nacht erobern.
Lasst uns Spaß haben, solidarisch feiern und uns den öffentlichen Raum nehmen.
Feiert und erhebt eure Stimme mit uns am 14.06.17 um 22.00 Uhr in Freiburg!
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Über Normen und Diskriminierung
Menschen haben unterschiedlich große Handlungsspielräume und Freiheiten u.a. aufgrund von Geschlechtsidentität, Aussehen, sexueller Orientierung, Religionszugehörigkeit, Alter und Vermögen. Menschen, auf die die Zuschreibungen „männlich, weiß, hetero, christlich, wohlhabend, nicht körperlich beeinträchtigt" passen, genießen in unserer Gesellschaft den größten Handlungsspielraum. Je weniger eine Person dieser Norm entspricht, desto mehr wird sie systematisch in ihren Handlungsmöglichkeiten und Freiheiten eingeschränkt, z.B. bei der Jobsuche, vor Gericht, im Alltag oder in der Öffentlichkeit.
Gibt es ein Abseits der Kategorien „Mann" und „Frau"?
JA! Menschen werden in der Regel einer der beiden Kategorien „Mann" oder „Frau" zugeordnet. Diese Kategorien umschließen Normen für Erscheinungsbild und Verhalten sowie vermeintlich „natürliche" Fähigkeiten und Charaktereigenschaften. Diese Kategorien sind nicht natürlich, sondern menschengemacht. Es gibt schon immer viele Menschen, die sich keiner dieser beiden Kategorien zugehörig fühlen oder zuordnen. Und das zu Recht! Wir wollen ein Zeichen setzen gegen die beengenden Normen und Regeln von Männlichkeit und Weiblichkeit, denn Geschlecht ist
ein Kontinuum und keine starre Kategorie.
Was ist Sexismus?
Sexismus ist die Ausgrenzung, Benachteiligung oder Herabwürdigung von Menschen aufgrund ihrer Geschlechtszuweisung. Sexismus kann grundsätzlich alle Menschen betreffen, FLTI*-Personen sind von Sexismus
aber weitaus mehr betroffen als Menschen, die in die Kategorie „Mann" fallen. Obwohl sich die Bedingungen für FLTI*-Personen hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert haben, sind sie nach wie vor sowohl strukturell benachteiligt als auch von alltäglicher Diskriminierung betroffen - das zeigt sich unter anderem in Statistiken
zu Gehältern, Führungspositionen, aber auch und vor allem im alltäglichen Verhalten.
Was ist Alltagssexismus?
Sexismus ist in unserer Gesellschaft alltäglich, allgegenwärtig und oft schwer (an)greifbar. Alltagssexismus ist nicht nur diskriminierend und verletzend; durch sexistisches Sprechen und Verhalten werden FLTI*-Personen im Alltag Tätigkeiten, Räume und Möglichkeiten verwehrt. Alltagssexismus kann sich in verbalen und/oder körperlichen Übergriffen
am Arbeitsplatz, beim Feiern oder auf der Straße, durch blöde „Herrenwitze" oder unangemessene Sprüche äußern, die auf die vermeintliche Schwäche und Dummheit von „Frauen" aufmerksam machen sollen.
Was ist sexualisierte Gewalt?
Bei sexualisierter Gewalt geht es oft nicht um das Ausleben sexueller Bedürfnisse sondern vor allem um Machtausübung. Sexualisierte Gewalt kann verschiedene Formen annehmen und beginnt nicht erst bei körperlicher Verletzung. Ab wann eine Handlung sexualisierte Gewalt ist, hängt vom Empfinden der betroffenen Person ab. Auch Blicke, Kommentare
oder Körpersprache können zur sexualisierten Machtausübung instrumentalisiert werden. Erfahrungen sexualisierter Gewalt können traumatisierend sein und Betroffene ein Leben lang begleiten. Jede Person hat ein Bestimmungsrecht über ihren Körper. Jeder Mensch kann wahrnehmen, was angenehm ist und was nicht, und ist in dieser Wahrnehmung zu respektieren.
„Damit musst du eben rechnen, wenn du so rumläufst!"
Kommentare und Ratschläge wie diese ziehen sich allgegenwärtig durch das Leben fast aller FLTI*-Personen. Oft gut gemeinte Ratschläge erklären sexualisierte Gewalt auf eine bestimmte Weise: die Ursache für sexualisierte Gewalt wird bei den Betroffenen gesucht und dabei auf Faktoren wie Kleidungsstil, Verhalten, oder Alkoholkonsum zurückgeführt.
Dieses Erklärungsmuster heißt Victim Blaming(Schuldumkehr). Victim Blaming führt dazu, dass sexualisierte Gewalt als strukturelles Phänomen kaum anerkannt wird: es sieht die Mit- oder Hauptschuld bei den von sexualisierter Gewalt Betroffenen und entlastet Täter1.
Was sind FLTI*-Räume und wieso sind sie wichtig?
FLTI*-Räume bieten Platz für Empowerment. In FLTI*-Räumen wird nicht über cis-Männer2 gelästert, sondern sie bieten eine Ausnahme vom cis-Männer dominierten Alltag. Idee ist es, dass sich in ihrer Abwesenheit leichter Alternativen zu alltäglichem Verhalten, klassischen Rollenverteilungen u.v.m. ausprobieren lassen. Und vor allem nehmen sie ganz viel Raum ein.
Ziel ist nicht die Unterscheidung „Mann"/„Frau" weiter zu untermauern oder profeministischen cis-Männern den Feminismus zu verderben.
Ziel ist: anerzogene Verhaltensweisen (z.B. dass sich FLTI*-Personen eher unterordnen und still werden) zu durchbrechen.
Das Problem heißt Patriarchat!
Die Unterdrückung von FLTI*-Personen ist Resultat einer Jahundertealten gesellschaftlichen Struktur dem Patriarchat. Dies bedeutet strukturelle Herrschaft von „Männern" über „Frauen", sowie Hass auf Homosexuelle, Trans- und Intergeschlechtliche. Wenn wir uns also gegen Sexismus wehren, müssen wir auch die patriarchale Organisation der Gesellschaft kritisieren und die traditionellen Geschlechterrollen hinter uns lassen.
Lasst uns deshalb gemeinsam die Straße und die Nacht erobern. Lasst uns Spaß haben, solidarisch feiern und uns den öffentlichen Raum nehmen. Feiert und erhebt eure Stimme mit uns am 14.06.17 um 22.00 Uhr in Freiburg!
„Disclaimer"
Uns ist bewusst das wir in unseren Gruppen nicht alle FLTI*-Personen repräsentieren und wir deshalb aus einer gewissen Perspektive heraus schreiben.Trotzdem hoffen wir so viele FLTI*-Personen wie möglich mit unserem Aufruf anzusprechen und sind für Verbesserungsvorschläge offen. Wir setzen uns mit all unseren Kräften dafür ein, dass sich auf der Take
the Night-Demonstration alle FLTI*-Personen willkommen und wohl fühlen.
1 wir sind uns bewusst, dass sexualisierte Gewalt auch von FLTI* ausgeht, diese jedoch in ihrer Gesamtzahl sehr marginal ist.
2 Cis-Männer: Männer die als „Männer" geboren wurden und sich selbst so definieren