Originaltitel: Ma vie de courgette
Mit Einführung zur Filmreihe "Neuer europäischer Animationsfilm"
Regie: Claude Barras Buch: Céline Sciamma, Claude Barras, Germano Zullo, Morgan Navarro Kamera: David Toutevoix Musik: Sophie Hunger Darsteller: (Stimmen) Gaspard Schlatter, Michel Vuillermoz, Monica Budde, Paulin Jaccoud, Sixtine Murat Produktion: CH / F, 2016 Länge: 66 min. Fassung: DCP, Fr. OmU
Nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter, die ihren neunjährigen Sohn nur "Zucchini" ruft, findet sich der Junge (GS) erst beim netten Polizisten Raymond (MV) und schließlich im Heim von Madame Papineau (MB) wieder. Zusammen mit den anderen Kindern, von denen jedes sein eigenes Trauma hat, soll Zucchini hier ein Zuhause finden. Doch nicht nur der Rüpel Simon (PJ) macht ihm die Gewöhnung an sein neues Leben schwer. Da kommt eines Tages die mutige Camille (SM) ins Heim und lässt die Gruppe zusammenwachsen.
Das vielfach ausgezeichnete Debüt des Schweizer Filmemachers Claude Barras avancierte während der letzten Filmfestspiele von Cannes schnell zum Geheimtipp. Präsentiert in der Kaderschmiede Quinzaine des Réalisateurs setzt die kulleräugige Stop-Motion-Knetanimation außergewöhnlich eigene Maßstäbe und erzählt in überraschend universeller Art von Kindern, in deren Extremsituationen versetzt selbst erwachsene Menschen schier verzweifeln würden. Missbrauch und Mord, Alkoholismus und Sozialbetrug werden nicht ausgespart, im Gegenteil. Denn der Welt der Erwachsenen sind Kinder haltlos ausgeliefert und verschwinden in entsprechenden Einrichtungen, die ihnen bei aller Mühe nur schwerlich das Zuhause ersetzen können, schnell aus dem Blickfeld der Gesellschaft. Mit liebevoller Charakterzeichnung samt nuancierter Visualisierung ihrer Stimmungen schafft Mein Leben als Zucchini eine mehr als würdige Überführung der anspruchsvollen Kinderbuchvorlage in das Medium Film.