Hörsaal 1016

Der wissenschaftliche Meinungsstreit über die Ursachen der
Lohnlücke zwischen Frauen und Männern ist seit Jahren im
Gange. Hier wird mitunter auch die Auffassung vertreten,
Frauen trügen durch ihre Berufswahl, ihr Erwerbsverhalten
und ihre zu geringen Gehaltsforderungen selbst einen
Gutteil der Verantwortung für die geringeren Entgelte. Was
ist an dieser Positionen haltbar, was nicht? Der Vortrag
geht auf die Bedeutung der verschiedenen Einflussfaktoren
ein, die das durchschnittlich geringere Entgelt von Frauen
bedingen.

Die Lohnlücke ist in starkem Maße von
Geschlechterstereotypen und Leitbildern sowie einer nach
Geschlecht unterschiedlichen Arbeitsteilung zwischen Frauen
und Männern beeinflusst. Auch die ungleiche Beteiligung von
Frauen und Männern an der Haus- und Sorgearbeit trägt zur
Lohnlücke bei. Im Vortrag wird erklärt, wie dies zusammen
hängt. Dabei geht es um so verschiedene Faktoren wie
Branchen- und Berufsstrukturen, Arbeitszeiten,
Erwerbsunterbrechungen, aber auch die Bewertung von Arbeit.
Inzwischen gilt als anerkannt, dass frauendominierte Berufe
etwa im sozialen Bereich unterbewertet sind. Hierzu werden
im Vortrag neueste Forschungsergebnisse vorgestellt, wie
das Ausmaß dieser Unterbewertung ermittelt werden kann.

Dass Frauen im Durchschnitt pro Stunde viel weniger
verdienen als Männer – aktuell 21 Prozent – wird von der
Mehrheit der Bevölkerung als gravierendes
Gerechtigkeitsproblem angesehen. Im März 2017 hat der
Gesetzgeber mit einem Entgelttransparenzgesetz reagiert und
eine individuelle Auskunftspflicht sowie Berichtspflichten
für bestimmte Betriebe eingeführt. Wie ist dieses Gesetz
einzuschätzen, was kann es bringen?

Dr. Christina Klenner studierte Volkswirtschaft in Berlin
und machte ihren Abschluss als Diplomökonomin 1977. Seit
1996 ist sie am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
Institut (WSI) in der Hans Böckler Stiftung tätig. Dort
arbeitet sie zu den Arbeitsschwerpunkten Gleichstellung von
Frauen und Männern; Frauenerwerbstätigkeit; Arbeitszeit und
insbesondere zu Problemen der Arbeitszeitflexibilisierung.

Vortrag und Diskussion