WIR NEHMEN UNS DIE STRAßE! WIR NEHMEN UNS DIE NACHT!
DEMONSTRATION
für Mädchen*, Frauen*, Lesben*, Trans*- und Inter*personen
20.12.2016 | 19 Uhr | Augustinerplatz
Momentan lesen wir in der Zeitung, dass Frauen* und Mädchen* auf der Straße verunsichert seien, oder dass die Pfefferspraybestände der Stadt sich dem Ende neigen würden. In sozialen Netzwerken bilden weiße männliche Personen Gruppen um angeblich hilflose Frauen* zu beschützen.
Für Sexismus, Homophobie, Transphobie und Gewalt an Mädchen* und Frauen*, werden derzeit vorwiegend Personen verantwortlich gemacht die erst kurze Zeit in Deutschland leben. Diese Zuschreibung ist nicht nur rassistisch, damit werden uns auch Erfahrungen abgesprochen und verneint, die die meisten von uns schon ihr ganzes Leben lang mit Sexismus und männlichen Personen jeglicher Herkunft machen. Die verschiedenen feministischen Kämpfe die bereits seit Jahrzehnten stattfinden werden vollkommen ignoriert.
Die meisten von uns sind mit der Angst groß geworden, dass wir vergewaltigbar sind und wir uns deshalb Nachts nicht ohne Begleitung an dunkle Orte und Straße trauen sollen. Schon im frühen Alter tragen wir deshalb Pfefferspray mit uns herum, ohne zu wissen wie es richtig eingesetzt wird. Ob in der Straßenbahn, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Familie, oder Partnerschaft, in der Uni, beim Feiern oder in der Öffentlichkeit werden wir oftmals nicht ernst genommen, belächelt, übergangen, werden unsere Grenzen überschritten. Besonders wenn wir nicht weiß sind befürchten wir nicht nur aufgrund unseres Geschlechts, sondern auch aufgrund unserer Hautfarbe angegriffen zu werden. Im Krieg oder auf der Flucht wird Vergewaltigung zur Waffe um uns zu brechen.
Wir können uns nie sicher sein, ob unser Nein akzeptiert wird, oder ob unsere Partner*, Bekannten*, Verwandten* oder Sexpartner* dies übergehen. Uns wird gesagt wir sollen uns nicht aufreizend oder freizügig kleiden weil wir belästigt werden könnten, und für sexualisierte Gewalt verantwortlich gemacht werden wenn wir es doch tun. Unsere Erfahrung ist, dass wir Gewalt erleben, egal wie wir uns anziehen. Nach der Geburt wird manchen von uns gewaltvoll ein Geschlecht operiert, weil diese Gesellschaft nicht akzeptieren will, dass Geschlechter nicht eindeutig sind. Viele von uns leben bis heute nicht offen ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität, aus Angst davor ausgeschlossen oder angegangen zu werden. Wir dürfen in öffentlichen Bereichen nicht arbeiten, weil wir ein Kopftuch tragen und uns unterstellt wird wir wären nicht emanzipiert. Sexismus äußert sich in viel mehr als Vergewaltigung, oder körperliche Gewalt. Sexismus bedeutet auch, dass wenn es Frauen* nicht möglich ist von Männern finanziell unabhängig zu sein, sie sich nicht befreien können. Trotz jahrzehntelanger Kämpfe sind die meisten von uns in ihren Berufen so schlecht bezahlt, dass wir uns noch immer in dieser Abhängigkeit befinden. Und auch in Deutschland liegt in den meisten Fällen Kindererziehung, Haus- und Sorgearbeit noch immer in der Verantwortung von Frauen*.
WIR SAGEN ES REICHT!
Wir gehen, wann und wohin wir wollen. Wir ziehen an, was wir wollen und richten uns her,
wie wir wollen. Wir lieben wen wir wollen. Unsere Körper gehören uns und wir allein bestimmen über ihn. Wir haben die Schnauze voll davon, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Sexismus, Rassismus, Homophobie und Transphobie, sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung zum Normalzustand gehören.
Wir bestimmen wann, mit wem und wie wir Sex haben wollen oder auch nicht. Wir lassen uns nicht spalten und teilen unsere Wut mit allen kämpfenden Frauen*, LGBTIQ Communities und denjenigen, die sich gegen diese Normalzustände zur Wehr setzen, weltweit.
Deshalb wollen wir uns mit allen Frauen*, Mädchen*, Lesben, Trans*- und Inter*personen egal welcher Herkunft, sexuellen Orientierung, Religionszugehörigkeit, mit und ohne Handicap, egal in welchem Alter, ob mit oder ohne Wohnsitz, ob mit oder ohne Lohnarbeit, die Straße und die Nacht nehmen. Denn nur wenn wir die Stärke jeder* Einzelnen von uns bündeln und uns zusammen tun, können wir uns gemeinsam aus dieser bitteren Normalität befreien.
Lasst uns gemeinsam am 20.12.2016 um 19 Uhr am Augustinerplatz versammeln und laut durch die Straßen ziehen, denn unsere Stimmen sind es die endlich gehört werden müssen.