Jeder Film den er mache, fühle sich wie der erste an, meinte Frederick Wiseman über In Jackson Heights, seinen mittlerweile 42. Dokumentarfilm. Schauplatz dieses Stadt- und Menschenporträts ist das Viertel Jackson Heights im Stadtteil Queens in New York. Es ist bekannt für seine hohe ethnische Diversität, über 167 verschieden Sprachen werden hier gesprochen, Immigranten aus allen Teilen der Welt leben zusammen in einer Nachbarschaft.
Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie dieses Zusammenleben funktioniert nahm Wiseman Kontakt zu Stadtteil- und Communityorganisationen auf, zu gewählten Vertretern und zur Administration und filmte über 9 Wochen, fast 12 Stunden jeden Tag, nach dem Prinzip: „If I hang around long enough I'll find a movie“. So ergibt sich aus 120 Stunden Filmmaterial ein ausgewähltes Bild von der komplexen sozialen und politischen Situation. Wie immer ohne erkennbares Narrativ, ohne Soundtrack und Stimme aus dem Off. Aus einem Mosaik von Schauplätzen (dazu zählen Klassenräume, Gottesdienste, Straßenläden, Yoga-, Tanz-, und Tätowierstudios, religiöse Zentren und Demonstrationszüge der LGBTQ-Community) wird eine Nachbarschaft. Auch eröffnen sich Fragen über Immigration und Integration, Gentrifizierung und Abgrenzung und der Möglichkeit, wie die Rechte der Einzelnen in dieser Gemeinschaft gewahrt werden können. Die vielfältigen Kulturen und Ethnien zeigen sich dabei auch in der faszinierenden Ästhetik des Viertels: die Farbenvielfalt wird zu einem Hauptmotiv und die Hintergrundgeräusche der Stadt, der Straßenlärm sowie das Gewirr aus verschiedenen Sprachen zur Musik des Films.