Seit dem Sommer 2015 wird die deutsche Perspektive auf den sogenannten Bürgerkrieg in Syrien dominiert vom bangen Blick auf diejenigen, die der syrischen Hölle entronnen und nach Europa gekommen sind. Ein Großteil der rund 14 Millionen syrischen Flüchtlinge befindet sich jedoch noch in Syrien oder den Nachbarländern. Zwar wird gerne von Bekämpfung der Fluchtursachen gesprochen, jedoch findet öffentlich kaum eine Analyse oder Diskussion der Ursachen der syrischen Katastrophe statt. In Deutschland herrscht vor allem die Auffassung, dass die USA und die Intervention 2003 im Irak verantwortlich seien.
Der bequeme und projektive Antiamerikanismus abstrahiert dabei weitgehend von den Zielen der regionalen Akteure, wie Iran, Hisbollah, dem Assad-Regime, Saudi-Arabien, der Türkei und Russland. Angesichts der ostentativen Brutalität des Islamischen Staates und des Terrors, den er auch in Europa verübt, erscheinen etwa Assad, der mit Giftgas und Bomben an der Vertreibung und Ermordung der sunnitischen Mehrheit Syriens arbeitet, oder das ihn dabei unterstützende klerikal-faschistische Regime im Iran dem Westen als kleineres Übel und zunehmend als Partner im War on terror.
Es spricht Thomas von der Osten-Sacken, Mitbegründer der deutsch-irakischen Hilfsorganisation Wadi e.V. und seit mehr als 25 Jahren im Nahen Osten tätig. Er ist Autor und Herausgeber diverser Bücher über den Nahen Osten und den arabischen Frühling, sowie als Journalist für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, u.a. jungle world, Bahamas und sans phrase tätig. 2003 gab er im ça ira Verlag gemeinsam mit Thomas Uwer und Andrea Woeldike den Sammelband Amerika. Der ‚war on terror‘ und der Aufstand der alten Welt heraus.
Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37