Als im letzten Jahr einmal mehr ein ‚Führungsstreit‘ um die Nachfolge der Obersten Heeresleitung beim größten Betrieb der Deutschen (VW) ausbrach, wirkte das nicht zufällig wie eine öffentlich ausgetragene Familienfehde. Die FAZ bezeichnete die Familie Porsche-Piëch unlängst als eine „uralte Beziehungskiste“. Seit Jahren wird das Ringen um die Führungsriege von der öffentlichen Meinung aufmerksam verfolgt und liefert seither Stoff für einen Groschenroman. Von narzisstischen Unsterblichkeitswünschen getrieben, weiß der in die Jahre gekommene Ingenieur und Vielvater, Ferdinand Piëch, zu berichten: „Ein einzelner ist nur ein Zwischenschritt, habe ich in Asien gelernt. So sehe ich mich auch. In der Hoffnung, daß in der Großfamilie einer der Nachkommen ähnlich denkt wie ich und das zusammenhält.“ Das das meint den stramm-familiär geführten Betrieb einer der größten Aktiengesellschaften in Deutschland.
Wie eng Familie, Staat und Ökonomie verwoben sind, lässt sich an der 1937 gegründeten Gesellschaft zur Vorbereitung des Volkswagens mbH exemplifizieren. Der Entwickler, Ferdinand Porsche, wurde durch die Gemeinschaft Kraft durch Freude beauftragt eine motorisierte Postkutsche für den Freizeitspaß des späteren Otto-Normal-Vergasers zu konstruieren. Das Ziel, von Adolf Hitler 1934 proklamiert, sollte ein sparsames, familienfreundliches Automobil für unter 1000 Reichsmark sein. Das Hitler'sche Glücksversprechen ließ sich für die Deutschen zwar nicht mehr zu Führers Lebzeiten einlösen, allerdings konnten nach der erfolgreichen deutschen Revolution, die in Auschwitz kulminierte, die Fließbänder volle Fahrt aufnehmen. Welche Rolle der am Reißbrett geplante und vom Architekten Peter Koller umgesetzte Schandfleck, die Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben (heute: Wolfsburg), als Produktionsstandort spielte, soll an diesem Abend erläutert werden. Darüber hinaus soll über ‚NS-Architektur‘, über Familie und Betrieb, Gewerkschaft und Sozialpartnerschaft, Souveränität und Krise, über Kriegsproduktion und postnazistische Demokratie gesprochen werden.
Es spricht David Hellbrück (Wien), der u. a. redaktionell für die Zeitschriften Pólemos und sans phrase tätig ist.
Um 20 Uhr in der Laterna Magika, Günterstalstr. 37