Welche seltsame Verblendung zwang mich, diese absurde Rolle bis zum Ende durchzuhalten? Ich kann es mir nicht erklären. Vielleicht diese Sehnsucht nach dem Unbekannten, die für den Menschen so natürlich ist.“
Alexine/Abel Barbin
Ein Sternchen am Ende von Substantiven. Ein I am Ende von LGBT. Ein drittes Geschlecht, kein Geschlecht, Mann und Frau gleichzeitig, weder Mann noch Frau.
Immer schon versucht der Mensch sich Erklärungen zu geben für die außergewöhnliche Erscheinung der Hermaphroditen, in der heutigen Sprache intersexuelle Menschen. Erklärungen, die unterschiedliche Umgangsweisen generierten und generieren, die bis in das Heute hinein auch immer wieder mit Entrechtung und Gewalt verbunden sind. Sich jeglicher Kategorisierung entziehend, wurden intersexuelle Menschen lange Zeit zur Unsichtbarkeit gezwungen.
Ende der Neunziger Jahre meldeten sich intersexuelle Personen erstmals auch öffentlich zu Wort. Die Narration ihrer Erfahrungen fängt somit an, die Öffentlichkeit zu beeinflussen und verändert damit auch die individuellen Lebenswirklichkeiten intersexueller Personen.
mixed_me nähert sich diesen Narrationen und versucht, darin Raum zu finden für eine Reflexion, welche über die Dichotomie Mann-Frau hinausgeht.
mixed_me ist ein Manifest der Ambiguität der menschlichen Natur, fordert das Recht nach Mehrdeutigkeit und erzählt vom Prozess des Aufbaus einer Identität zwischen dem menschlichen Drang nach Normalität und dem persönlichen Stolz, einzigartig zu sein: ein Mensch auf der Suche nach seiner Position in der Welt, die ihm immer wieder eine Rolle zuweist, die er nicht besetzen kann oder will.
Vielfältige Stimmen und Machtverhältnisse, Fakten und Positionen werden durch den Filter eines lebendigen Körpers wiedergegeben wie in einem Labyrinth aus verzerrten Spiegeln.
Wir eröffnen ein Laboratorium der Fakten und der Möglichkeiten, und stoßen dabei immer wieder auf die Frage: Wie viele kann eine Person sein?
Tanz, Video und Sprechtheater, emotionale Zustände und Doku-Fiction verweben sich zu einem komplexen und vielstimmigen Netz – ein performatives Kaleidoskop zwischen Geschichte, Mythos, Medizin, Gender Studies, Aktivismus, Poesie und Alltag.
Eintrittspreis: 14 | 10€