Am Lachen lässt sich so wenig die gesellschaftliche Totalität entfalten wie am Film die Kulturindustrie. Doch kann gezeigt werden, dass das Lachen wesentlich gesellschaftlich vermittelt und auch als spontanes keinesfalls natürlich ist. Für gewöhnlich wird es mit Frohsinn und Leichtigkeit assoziiert und nicht mit jener trüben Missgunst, mit der sich die Mit- und Zwischenmenschen belauern und die der Witz nur schlecht camoufliert. Trotzdem meldet sich nicht erst seit Klaus Theweleits Das Lachen der Täter im allgegenwärtigen Kichern und Schmunzeln und Grinsen und Grölen eine Bösartigkeit an, welche die AOK-Parole „Lachen ist gesund“ als Untertitel eines Horrorfilms erscheinen lässt. Was hat es also mit dem Lachen auf sich?
So viel vorweg: Henri Bergson spricht in dem einen Satz: „Durch ihr Gelächter rächt sich die Gesellschaft für die Freiheiten, die man sich“, scheinbar, „ihr gegenüber herausgenommen hat“, unfreiwillig die Wahrheit über die Zote und den antisemitischen Witz aus. Während im Witz die ansonsten für das Ich Unlust produzierenden Gedanken in Lust transformiert werden können, kann im Humor das nicht minder zu kritisierende vermeintlich tröstliche Streicheln des Über-Ichs gegenüber dem Ich verstanden werden.
Es spricht David Hellbrück (Freiburg), u.a. Redaktionsmitglied der Zeitschrift Pólemos, deren aktuelle Ausgabe bei der Veranstaltung erworben werden kann.
Die Laterna Magika ist in der Günterstalstr. 37