Mo, 20.10.2025, 19 Uhr
Tischgespräch
Künstlerische Arbeit und ihre Bedingungen
mit Paula Stoica
Eine aktuelle Studie zu den Lebensbedingungen von Kunstschaffenden in Deutschland rückt eine bekannte Problematik wieder in den Fokus: Die Mehrheit der Kunstschaffenden lebt in prekären Verhältnissen und kann ihren Lebensunterhalt nicht allein durch künstlerische Tätigkeit bestreiten. Diese Situation wirkt sich unmittelbar auf die künstlerische Produktion aus – insbesondere dann, wenn notwendige Erwerbsarbeit die eigene künstlerische Praxis zu einer Nebentätigkeit oder gar zu einer „Freizeitaktivität“ degradiert. Diese Lage scheint einerseits romantisierende Vorstellungen von Kunst als „labor of love“ zu reaktivieren, die sie vermeintlich ausserhalb kapitalistischer Zwänge positioniert – Vorstellungen, die Kunstschaffende bereits in den 1960er-Jahren mit ihrer Selbstinszenierung als „art workers“ bewusst zurückgewiesen haben. Andererseits verdeutlicht sie umso drastischer die strukturelle Abhängigkeit künstlerischer Tätigkeit von kapitalistisch verwertbarer Lohnarbeit oder privilegierten finanziellen Verhältnissen.
Richtet die Kunst jedoch in einer selbstreflexiven Geste die Aufmerksamkeit auf die eigenen Produktionsbedingungen und damit auch auf die Lebensrealität der Kunstschaffenden innerhalb kapitalistischer (bzw. neoliberaler) Gesellschaftsstrukturen, dann eröffnen sich neue Perspektiven der Analyse. Das Tischgespräch nimmt selbstreflexive künstlerische Arbeiten in den Blick und fragt danach, welche Einsichten sie uns in neoliberale Arbeitsstrukturen sowie in unsere Position als Kunstkonsumierende gewähren.
Paula Stoica ist Doktorandin und Assistentin (Prof. Markus Klammer) am Kunsthistorischen Seminar der Universität Basel. In ihrer Dissertation mit dem Titel „Hanne Darboven: Künstlerische Produktion als asketische Praxis” untersucht sie Darbovens künstlerische Praxis als Subjektivierungsform im Kontext der spätkapitalistischen Gesellschaft.
Mit dem Tischgespräch, das als Veranstaltungsreihe im Rahmen der Ausstellungen des Kunstvereins angelegt ist, werden schwerpunkthaft Inhalte, Themen und Kontexte der gezeigten künstlerischen Arbeiten zugänglich gemacht, befragt und erweitert. In der Ausstellungshalle wird eine Arbeitsstation geschaffen und eine Person, deren Praxis oder Forschungsschwerpunkt wir im Hinblick auf die Ausstellung besonders interessant finden, eingeladen, um gemeinsam mit weiteren Gesprächsteilnehmer*innen gesellschaftspolitische Fragestellungen über die Ausstellung und den Ausstellungsraum hinaus zu verhandeln.
Die Teilnahme ist kostenfrei und eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
