Vladimir Jankélévitchs Denken hat nichts grundlegender geprägt als die Zeit in der Résistance und das Wissen über die Vernichtung der Juden. Er selbst wurde im Oktober 1940 aufgrund seiner jüdischen Herkunft von der Vichy-Regierung seines Amtes enthoben. Der Jahrgangsbeste des Philosophieexamens 1926 war nicht mehr französisch genug und musste untertauchen. Der Nachkriegsordnung gegenüber blieb Jankélévitch unversöhnlich: die fette deutsche Wirtschaftswundergemütlichkeit griff er genauso an wie seine in europäischer Aufbruchsstimmung allzu schnell zur Versöhnung bereiten Landsleute. Er wendete sich gegen die Verjährung der deutschen Verbrechen und verknüpfte dieses politische Engagement mit moralphilosophischen Reflexionen, in deren Zentrum die Überzeugung steht, dass wir uns gegen das Abrutschen auf der "schiefen Ebene des Vergessens" zu stemmen haben. Sein Engagement richtet sich darum gegen den Frieden mit den Tätern, gegen Antisemitismus und Rassismus, und als zwingende Konsequenz daraus: für Israel.
Es sprechen Joscha Sörös (Heidelberg), Übersetzer, und Markus Bitterolf (Heidelberg), Redakteur der Zeitschrift sans phrase.