In Simonswald wurde am 30. Juni letzten Jahres eine 38-jährige Frau tot aufgefunden. Nun beginnt der Prozess gegen den ehemaligen Ehemann - es handelt sich um einen Femizid. Femizid heißt der Mord an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Diesen Fall wollen wir an die Öffentlichkeit bringen. Denn in vielen Fällen werden Gewalttaten entweder nicht erfasst, oder nicht als das benannt, was sie sind: Femizide.
Inzwischen wird jeden Tag eine Frau in Deutschland aufgrund ihres Geschlechts ermordet – Dabei geht es um Macht- und Besitzansprüche und Eifersucht, um Kontrolle. Die Täter sind in den allermeisten Fällen Männer, welche den Opfern nahestanden: (Ex-) Partner, Ehemänner, Väter oder andere Familienmitglieder.
Vorgeworfen wird dem Täter aus Simonswald nur "Totschlag".
Wie bei so vielen anderen ermordeten Frauen, war der Femizid nicht der überraschende Anfang der Gewalt. Vorausgegangen sind systematische Kontrolle durch den ehemaligen Partner, Einschüchterungsversuche und Isolation.
Femizide sind keine Einzelfälle. Sie sind Ausdruck eines Systems, das Frauen systematisch unterdrückt und ausbeutet. Es ist Ausdruck eines Systems, das Widerstand der Frauen gegen diesen Zustand mit Gewalt begegnet.
Gewalt gegen Frauen ist politisch, Femizide sind politisch. Sie werden nicht aufhören, ehe wir das System, das hinter ihnen steht, beseitigt haben.
Unsere Antwort auf die Gewalt kann entsprechend nur der entschlossene und vereinte Widerstand sein. Wir werden nicht schweigen, werden keine Versöhnung suchen und werden nicht vergessen, was uns und unseren Schwestern angetan wird.
