Aufgrund der großen Nachfrage im vergangenen Jahr veranstaltet die VVN-BdA Freiburg am 29.9.2024 erneut eine Exkursion zum ehemaligen deutschen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof in den Vogesen. Unter fachkundiger Führung durch Hans-Peter Goergens und Jenny Haas, beide langjährig in der historischen Erinnerungsarbeit aktiv, besichtigen wir das ehemalige KZ und das Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers (CERD). Das CERD ist eine hochrangige französische Gedenk- und Bildungsstätte sowie europäischer Demokratie- und Verständigungsort.
Wir werden am historischen Ort besichtigen, wohin eine Machtübergabe an rechtsextreme Kräfte in letzter Konsequenz führen kann. Die aktuellen Entwicklungen machen es notwendiger denn je, darauf hinzuweisen.
Die Veranstaltung wird unterstützt von der Stadt Freiburg, dem Freundeskreis des NS-Dokumentationszentrums Freiburg, der Initiative STOLPERSTEINE in FREIBURG, GEGEN VERGESSEN – FÜR DEMOKRATIE Südbaden und dem Centre Culturel Français Freiburg.
Der TN-Beitrag beträgt € 15,00, ermäßigt € 10,00.
Weitere Auskünfte und schriftliche Anmeldung nur über dirk-vvn@gmx.de.
Treffpunkt: Konzerthaus Freiburg, 8:45 Uhr
Das ehemalige Konzentrationslager Natzweiler-Struthof war das einzige größere deutsche KZ auf dem Boden Frankreichs. Es entstand oberhalb des Breuschtals im Unterelsass ab Mai 1941 auf Initiative Albert Speers und der SS in der Nähe eines Steinbruchs, in dem rosa Granit für NS-Prachtbauten in Berlin gebrochen werden sollte. In diesem Lager sollte sowohl die Vernichtung politischer Gegner durch Arbeit erfolgen, als auch eine wirtschaftliche Ausbeutung der Inhaftierten bis zum Letzten.
Das Lager zeichnete sich dadurch aus, dass hier „Nacht und Nebel“-Häftlinge inhaftiert waren und ermordet wurden. Dies waren Widerstandskämpfer vor allem aus Frankreich, den Benelux-Ländern und Norwegen, die „bei Nacht und Nebel“ verschleppt und deren Angehörige im Unklaren über ihren Verbleib gelassen wurden. Bei zunehmender Verschlechterung der Kriegslage für Hitlerdeutschland wurden hier in mehreren Mordaktionen Widerstandskämpfer aus Frankreich - Männer wie Frauen - ermordet.
Berüchtigt ist Natzweiler-Struthof auch für grausame medizinische Versuche, die von Medizinern der deutschen „Reichsuniversität Straßburg“ an Häftlingen durchgeführt wurden. Die meisten der ausgewählten Opfer starben unter schrecklichen Qualen. Das Lager verfügte über eine Gaskammer, in der jüdische Opfer ermordet wurden ausschließlich zur Einrichtung einer Knochensammlung für Professor Dr. August Hirt an der „Reichsuniversität“.
Das ehemalige Lager und das Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers (CERD) bilden gemeinsam mit dem Monument „Flamme der Erinnerung“ den zentralen Gedenkort der französischen Republik für die Helden und Märtyrer der Résistance und die Opfer der Deportation. Die Erinnerungspolitik hat in Frankreich einen hohen Stellenwert und ist bei der Staatssekretärin im Verteidigungsministerium angesiedelt.
Durch eine große Zahl von „Außenlagern“ in fast allen Teilen Baden-Württembergs ergibt sich eine enge historische Verklammerung über den Rhein hinweg. 2016 schlossen sich die Gedenkstätten der Natzweiler-Außenlager in Baden-Württemberg zum „Verbund der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler“ (VGKN) zusammen. Weitere Mitglieder, auch aus anderen Bundesländern, sind seither hinzugekommen.
Ebenfalls 2016 haben sich die Gedenkstätte des Hauptlagers sowie 14 Außenlager-Gedenkstätten in Frankreich und Deutschland um das Europäische Kulturerbe-Siegel beworben, das ihnen 2018 von der Europäischen Kommission zuerkannt worden ist. Damit hat sich an Orten nationalsozialistischer Verbrechen gegen die Menschlichkeit eine grenzüberschreitende Erinnerungskultur entwickelt. Sie erinnert an das Leid der Opfer und bezieht neben der Geschichtsvermittlung auch Menschenrechtsbildung ein.
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) wurde kurz nach dem Krieg von ehemaligen Verfolgten gegründet, darunter viele befreite KZ-Häftlinge, Opfer anderer Verfolgungsmaßnahmen und ins Exil Gezwungene. In Freiburg existiert die Vereinigung seit über 70 Jahren. Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, über die Vergangenheit zu informieren, an die Opfer zu erinnern und den Antifaschismus in der Mitte der Gesellschaft zu verankern, damit sich derartige Verbrechen und Gräuel in Deutschland nicht wiederholen.