Bei einem Besuch in ihrem Garten denken wir über den Umgang mit dem künstlerischen Nachlass nach:
Aus Altersgründen komme ich nicht umhin, über die Frage des Nachlasses nachzudenken. Ich versuche, vorausschauend zu handeln und Pläne zu entwickeln. Welche Lebensdauer beanspruchen meine künstlerischen Arbeiten? Was wird mit meinem Werk-Archiv geschehen? Wird es die Nachfahren erfreuen oder belasten?
Ein Nachlass ist die Sammlung „archivierungswürdiger Materialien“ (Wikipedia). Um mein Archiv möglichst auf das Wesentliche zu beschränken, sortiere ich Arbeiten aus, die aus meiner heutigen Sicht, „nicht archivierungswürdig“ sind. Dabei entsteht im Garten ein Scherbenhaufen, der mit der Zeit von Efeu und Moos überwuchert wird. Ich beobachte dort Wachstum und Verfall. Es laufen eigenwillige, naturbedingte Prozesse ab. Besonders beeindruckt mich der Kreislauf im Komposthaufen. Durch Verrottung „ausrangierter“ Pflanzen entsteht Erde, die wiederum die Basis für neue Vegetation sein wird. Wo und wie überschneiden sich natürliche und künstlerische Prozesse? Annette Merkenthaler
Annette Merkenthaler (*1944) lebt und arbeitet in Freiburg. Ausganspunkt und Grundthema ihrer Arbeiten ist oft die Landschaft. Im Spannungsfeld zwischen Fotografie, Skulptur und Installation verweist Annette Merkenthaler nicht nur auf Fragen nach der Rezeption von Landschaft, sondern auch auf unsere Art des Sehens.