Mit der tänzerischen Interpretation des Musikstücks Canto Ostinato (1976) des niederländischen Komponisten Simeon ten Holt knüpft die in Freiburg lebende Tänzerin und Choreografin Emi Miyoshi mit ihrer aktuellen Bühnenproduktion S_HE IS SEA Etude an ihr langjähriges Forschungsinteresse polyrhythmischer Räume an, das bereits in ihrer vorherigen Produktion RESTEP (2023) eine zentrale Rolle spielte. Dieses Mal geht Emi Miyoshi einen Schritt weiter und lässt verschiedene Rhythmen in einem einzigen Körper (Tanz Anna Kempin/Emi Miyoshi) aufeinanderprallen. Der Tanz entsteht dabei nicht als ein von Individuen geschaffenes Produkt, sondern als ein fortwährender Prozess, vergleichbar mit einem Strudel im Wasser, der die polyrhythmischen Energien in einem ästhetischen Tanzwirbel verschmelzen lässt.
In einer Zeit, in der wir oft von äußeren Anforderungen getrieben werden („Fast Culture"), setzt das Stück mit seinen sich wiederholenden Bewegungs- und Klangmustern, ähnlich den Routinen des Lebens, einen Kontrapunkt zum aktuellen Zeitgeist.
Die tänzerische Interpretation des Canto Ostinato überträgt einer Etüde (Übung) ähnlich die autoritative Freiheit der Musiker:innen auf die Tänzerin. Sie entscheidet, wie oft sie die choreografierten Bewegungsabläufe, analog zu den 106 Abschnitten des Werks, wiederholt und diese subtil überlagern und verschieben lässt. Eine aufregend neue Verbindung von Tanz und Musik entsteht, wobei die musikalische Struktur im Tanz visualisiert und körperlich erlebbar gemacht wird.
ein Solotanzstück