Wie kann Geschichte erzählt und bewahrt werden, wenn sich diese per se der westlichen Idee von Nationalstaatlichkeit entzieht? Innerhalb sich widersprechender kurdischer und westlicher Erzähl- und Sichtweisen erforscht Jala Wahid die fortbestehenden Auswirkungen langjähriger kolonialer Besetzung sowie des britischen und US-amerikanischen Imperialismus auf Kunstpraktiken von Kurd*innen und Archäologie.
Die kurdische Performance Mîrmîran sowie Artefakte aus dem früheren Mesopotamien dienen Wahid als Ausgangspunkt, um Gegenentwürfe zu westlichen Geschichtsnarrativen zu entwickeln und dabei über theatrale und performative Formen der politischen Subversion nachzudenken. Mithilfe welcher Medien können koloniale Machtverhältnisse nicht nur kritisiert und verspottet, sondern verzerrt, umgestülpt und temporär außer Kraft gesetzt werden? Welche Potentiale bieten karnevaleske Ästhetiken, Spiel und Tanz, Parodie und Humor? Und was passiert, wenn politische und theatrale Aktion nicht mehr klar voneinander abzugrenzen sind?
Im Kontext politischer, geografischer und sprachlicher Zersplitterung sowie ungeklärter Fragen nach Zugehörigkeit und Beständigkeit nimmt sich Wahid den Widersprüchen, der Diffusität und Komplexität diasporischer Realität an und entwickelt andere Techniken des Erinnerns und Bewahrens, die transformativ und spielerisch sein können, von Widerstandskraft und Selbstverortung zeugen.
Mock Kings ist Wahids erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland.
Kuratorin: Theresa Roessler