Die Students for Future Freiburg rufen zu einem Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2022 in Qatar auf. Neben der gravierenden Menschenrechtsverletzungen ist die Veranstaltung auch aus Umweltperspektive zu verurteilen.
Vor dem offiziellen Auftaktspiel der WM am Sonntag, den 20.11.2022, positionieren sich Students for Future öffentlich auf dem Platz der alten Synagoge in Freiburg. Die Infoaktion findet am Samstag, den 19.11. ab 10 Uhr statt.
Im Vorfeld der Meisterschaft standen zu Recht die Menschenrechtsverletzungen im Staat, aber auch insbesondere beim Bau der Stadien durch Arbeitsmigrant*innen im Fokus [1]. Zusätzlich zu diesen Verbrechen ist dieses Sportereignis, noch mehr als die Weltmeisterschaften zuvor, ein Desaster für das Weltklima und die Anstrengungen, den Ausstoß von Treibhausgasen so schnell wie möglich zu reduzieren.
Während die FIFA selbst von einer "klimaneutralen" Meisterschaft spricht, zeigen Recherchen der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), was vielen bereits intuitiv klar sein dürfte: Der Bau von Stadien für wenige Spiele und der Betrieb inmitten einer der heißesten Regionen der Erde mit entsprechender Klimatisierung kann niemals auch nur ansatzweise umweltfreundlich sein, besonders da Elektrizität in Qatar nur zu weniger als 0,03% aus Erneuerbaren Energien hergestellt wird. [2, 7]. Schon die von der FIFA selbst angegebenen Emissionen von 3,6 Millionen Tonnen CO2e überschreiten die Emissionen vergangener Veranstaltungen um das 1,5-fache! [3,4]. Wird der Stadionbau auf ehrlichere Weise in die Emissionsbilanz aufgenommen, so steigt diese auf ca. 5 Millionen Tonnen CO2e, was etwa der Hälfte der gesamtdeutschen Emissionen des Landwirtschaftssektors in einem Jahr entspricht! [2]
Die FIFA behauptet, Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren und die "unvermeidbaren" Emissionen auszugleichen. Dass die Reduktion von Emissionen offensichtlich nicht stattgefunden hat, zeigt sich daran, dass tatsächlich klimafreundlichere Alternativen wie die Nutzung bestehender Stadien - wohl aus politischen Interessen des Gastgeberlandes - überhaupt nicht evaluiert wurden. Somit kann auch bei den verbleibenden Emissionen nicht ansatzweise von "unvermeidbaren" Emissionen gesprochen werden.
Auch die "Kompensation" der Emissionen über die Investition in erneurbare Energien [5] ist zwar prinzipiell zu begrüßen, sorgt aber nicht für Klimaneutralität: Schließlich verbleiben die entstehenden Emissionen trotzdem in der Atmosphäre. Davon abgesehen sind die genutzten Emissionszertifikate höchst fragwürdig, denn es muss davon ausgegangen werden, dass die finanzierten Projekte auch ohne Unterstützung der FIFA gebaut worden wären [6].
Aus den genannten Gründen fordern die Students for Future Freiburg vom deutschen Fußballbund und insbesondere von den zwei Freiburger Spielern Christian Günter und Matthias Ginter, sich öffentlich zu den Verbrechen der FIFA und des Staates Qatar zu positionieren und ihre bereits zugesagte Teilnahme zu verweigern. Von der deutschen Bundesregierung, der Baden-Württembergischen Landesregierung, sowie von den großen Sportverbänden fordern die Aktivist*innen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Spiele sowohl zu boykottieren als auch öffentlich zu verurteilen.
Um den SC Freiburg zu einem Boykott zu bewegen, stehen auch dessen Sponsor*innen in der Verantwortung, sich hierfür einzusetzen und bis dahin alle Zahlungen einzufrieren sowie Sponsoring-Verträge ruhen zu lassen.
In Zeiten einer fortschreitenden Klimakatastrophe, die bereits heute unzähligen Menschen ihr Leben und noch vielen mehr die Lebensgrundlage gekostet hat, ist diese Weltmeisterschaft in ihrer jetzigen Form, mit dem Treibhausgasausstoß von über einer Million Menschen - im globalen Durchschnitt 2021 [8] - absolut fehl am Platz und ein Eigentor der Menschheit!
[1] https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/katar-sechs-dinge-ueber-das-gastgeberland-der-fussball-wm-2022
[2] https://www.nzz.ch/sport/wm-2022-betreibt-die-fifa-greenwashing-ld.1707373
[3] https://digitalhub.fifa.com/m/283d8622accb9efe/original/ocv9xna0lkvdshw30idr-pdf.pdf
[4] https://taz.de/Die-CO2-Bilanz-des-Fussball/!5624347/
[5] https://projects.globalcarboncouncil.com/pages/approved_projects
[6] https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/katar-wm-cozwei-kompensation-101.html
[7] https://ourworldindata.org/energy/country/qatar#what-sources-does-the-country-get-its-energy-from
[8] https://ourworldindata.org/grapher/co-emissions-per-capita?tab=chart&country=USA+OWID_WRL+CAN+AUS
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