Platz der Alten Synagoge

Platz der Alten Synagoge
79098 Freiburg im Breisgau
Deutschland

Unsere Forderungen

Gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt

  • Wir sehen uns als Teil des queeren Feminismus und setzen uns für einen gemeinsamen Kampf für die Rechte aller ein: unabhängig von sozialer, kultureller, geografischer Herkunft, Fähigkeiten, körperlicher Ausprägung oder sexueller Orientierung und Identität
  • Wir fordern die Gleichstellung und Anpassung an queere Lebensrealitäten, frei von religiös dominierten, heteronormativen und sexistisch geprägten Machtvorstellungen
  • Wir fordern mehr Räume für queeren Aktivismus, für Freiburg explizit ein queeres Zentrum im Herzen der Stadt
  • Wir freuen uns über die Öffnung der Ehe, fordern aber die völlige Gleichstellung queerer Lebensgemeinschaften, vor allem in Bezug auf das noch bestehende diskriminierende Adoptionsverfahren für queere Lebensgemeinschaften, welches mit Abänderung des Grundgesetzes aufgehoben werden könnte
  • Wir fordern darüberhinaus eine grundsätzliche gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem bisherigen Konzept von Ehe und Familie
  • Wir fordern die Anpassung der Bildungspläne an queere Lebensrealitäten
  • Wir fordern ein sofortiges Ende der Verbreitung sexistischer Sprache, Rollenbilder und anderer patriarchaler Machtstrukturen (z.B. Lohndiskriminierung aufgrund von Geschlecht oder Geschlechtsidentität und Ausdruck, sexistische Werbung und Bagatellisierung von sexuellen Übergriffen)
  • Wir fordern Gewalttaten statistisch zu erfassen und Hassverbrechen gegen Menschen, die von der Heteronorm abweichen, zu ahnden
  • Wir fordern ein sofortiges Ende der Pathologisierung von trans* und inter*-Personen
  • Wir fordern die Möglichkeit zur unkomplizierten Änderung des Personenstands (Angaben zu Namen und Geschlecht)
  • Wir fordern ein Selbstbestimmungsgesetz, die Abschaffung des Transsexuellengesetz und die Abschaffung von §218, welcher einen Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellt. Jede*r sollte selbst über den eigenen Körper entscheiden. Wir stellen uns hinter “My body, my choice!”
  • Wir fordern das Verbot von geschlechtszuweisenden medizinisch nicht indizierten Operationen an Kindern und Säuglingen vor dessen Einwilligungsfähigkeit
  • Wir sprechen uns gegen die Stigmatisierung und Ausgrenzung von HIV-positiven Menschen aus. Wir fordern eine umfassende nationale und internationale Unterstützung von Risikogruppen. Das beinhaltet konsequentes Fortschreiten von Prävention und Forschung sowie kostenlosen Zugang zu prophylaktischer und akuter Medikation und Therapie (z.B. PReP)
  • Wir wünschen uns mehr Solidarität innerhalb emanzipatorischer sozialer Bewegungen, weil Diskriminierungsformen eng miteinander verschränkt sind
  • Wir fordern das vollständige Ende von Konversionstherapien. Am 7. Mai 2020 wurde ein Gesetz verabschiedet, welches Konversionstherapien bei Minderjährigen bis 18 Jahre verbietet und welches auch ein vollständiges Werbeverbot beinhaltet. Jedoch schützt dies nicht Erwachsene, auch wenn es heißt, dass Therapien bei Erwachsenen auch verboten werden, wenn diese Behandlungen aufgrund eines Willensmangels, Druck oder Gewalt zustande kommen. 

 

Gegen Rechtspopulismus, Nationalismus und religiösen Wahn

  • Wir fordern das konsequente Vorgehen gegen völkische, nationalistische, rechtsextreme und religiöse Propaganda, die international, europaweit und innerhalb Deutschlands auf dem Vormarsch sind
  • Wir wenden uns entschieden gegen religiöse und staatliche Unterdrückungsstrukturen und sie begünstigende Regierungen und Regime
  • Wir fordern eine konsequente Trennung von Kirche und Staat
  • Wir fordern die Anwendung des allgemeinen Arbeitsrechts (AGG etc.) auch bei kirchlicher Trägerschaft, wenn diese staatliche Aufgaben übernehmen und davon finanziert werden
  • Wir fordern ein Ende des diplomatischen Kuschelkurses mit homo- und trans*feindlichen Staaten und Regimen (z.B. auch Waffenlieferungen). Bsp.: in Freiburgs iranischer Partnerstadt Isfahan wurden 2017 dutzende schwule Männer verhaftet, deren Verbleib bis heute unbekannt ist
  • Wir fordern, dass Rechtspopulist*innen und Nationalromantiker*innen sowie Parteien, wie z.B. die AfD, daran gehindert werden mit ihren menschenverachtenden Forderungen und Inhalten den öffentlichen Diskurs zu dominieren
  • Wir fordern die Unterstützung von Menschen, die aufgrund ihrer körperlichen Ausprägung oder ihrer sexuellen Identität oder Orientierung fliehen mussten und müssen. Unter Geflüchteten sind LSBTIQA*-Menschen eine mehrfach gefährdete Gruppe, der besonderer Schutz zuteilwerden muss
  • Wir sind gegen eine weitere Verschärfung und Aushöhlung des Asylrechts
  • Wir fordern das Ende der Residenzpflicht
  • Wir fordern ein Bleiberecht für alle
  • Egal, welche Maske den Faschismus verschleiert, reißt sie herunter – wir haben keine Lust unser Leben von irgendwelchen Erdogans, Putins, Trumps und Petrys diktieren oder bedrohen zu lassen
  • Wir solidarisieren uns mit allen LSBTIQA*-Aktiven, die von Verfolgung betroffen sind, und unterstützen sie in ihren Kämpfen
  • Lebt euer Leben und eure Gefühle – nicht die Norm!
  • Unsere Forderungen richten sich nicht nur an die Politik und die heteronorme Gesellschaft, sondern auch an die queere Community bzw. die „Gayszene“
  • Wir fordern von den verschiedenen Szenen sexueller Vielfalt, sich als Gemeinschaft zu begreifen. Der Kampf der Lesben ist der Kampf der Schwulen. Schwule Interessen sind nicht losgelöst von trans*themen zu sehen
  • Wir fordern alle lesbischen, schwulen, bisexuellen, a_sexuellen, poly*, trans*, inter*, und queeren Personen auf, die jeweiligen Belange mit Sensibilität zu betrachten und sich miteinander zu solidarisieren. Nur gemeinsam sind wir stark

 

Gegen „Straightacting“ und „Homonorm“

  • Wir wollen keine blinde Unterwerfung bei Normen und Schönheitsidealen, gerade nicht innerhalb der LSBTIQA*-Szene
  • Wir wenden uns gegen heteronormative Rollenbilder, Körpernormen und die sogenannte „Homonorm“. Es gibt mehr als identitäre Zuschreibungen wie Butch und Femme oder Muskelpaket, Bär und Tunte
  • Wir sprechen uns gegen das besonders in der schwulen Szene zunehmende „Straightacting“ und „heterolike“ aus. Dies ist eine Tendenz, die homosexuellen Menschen heteronormatives Verhalten, Auftreten und Erscheinen überstülpt und Homosexualität in der Öffentlichkeit am Liebsten unsichtbar sähe. Die queere Szene entzieht sich damit selbst ihrer gesellschaftlichen Existenzgrundlage
  • Wir ermutigen alle, mit ihrem Aussehen und ihrem Verhalten die Norm zu sprengen

 

Gegen Mehrfachdiskriminierung

  • Wir fordern ein Ende von Szene-internen Diskriminierungen, die sich besonders in sozialen Netzwerken und Dating-Plattformen häufen. Es ist völlig inakzeptabel, wenn Menschen beleidigt werden, weil sie angeblich zu klein, zu groß, zu dick oder zu dünn sind, weil sie dunkle oder helle Haut haben oder weil sie aus einem anderen geografischen oder sozialen Milieu stammen
  • Wir wünschen uns auch und insbesondere von der LSBTIQA*-Community eine bewusstere Wahrnehmung von (Mehrfach-)Diskriminierung und den Zusammenhängen von gesellschaftlichen Unterdrückungsmechanismen
  • Der CSD Freiburg positioniert sich gegen eine Stigmatisierung von physisch und psychisch Kranken und jede Form von Ableismus, Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und allen anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Wir fordern alle auf, dagegen aktiv zu werden!

 

Gegen Anonymisierung

  • Wir wünschen uns, dass queeres Leben wieder öffentlicher und sichtbarer stattfindet – nicht nur virtuell
  • Wir wünschen uns, dass homosexuelle bzw. queere Bekundungen von Zuneigung und Zärtlichkeit genauso ihren Platz in der Öffentlichkeit haben wie Heterosexuelle. Es darf nicht sein, dass Frauen, die Hand in Hand gehen, mit Pfiffen belegt werden. Es darf nicht sein, dass Männer verprügelt werden, wenn sie sich in der Öffentlichkeit küssen
  • Wir wünschen uns, dass Sexualität nicht vom restlichen Leben entkoppelt und damit in dunkle tabuisierte Räume verbannt wird
  • Wir fordern alle lesbischen, schwulen, bisexuellen, a_sexuellen, poly*, trans*, inter*, und queeren Personen auf, sich wieder und mehr sichtbar zu machen. Versteckt euch nicht und zieht euch nicht in virtuelle soziale Netzwerke zurück
  • Unser Leben ist genauso öffentlich oder privat wie das aller anderen Menschen

 

Auf die Straßen!

Wir stehen in der Tradition der Straßenschlachten von 1969 in der New Yorker Christopher Street. Die Freiheiten, die LSBTIQA* heute genießen, sollten selbstverständlich sein, doch sie sind spät und hart erkämpft worden. Jederzeit können sie zurückgenommen werden, wenn rechte, religiöse und völkische Ideen in der Gesellschaft erstarken.

 

Seit nunmehr 8 Jahren wiederholen wir diese Forderungen fast im gleichen Wortlaut. Der Bundestag hat im Frühjahr 2017 die Rehabilitierung und Entschädigung von schwulen Männern, die nach §175 verurteilt wurden, beschlossen. Die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare folgte nur einen Tag vor unserem CSD 2017. 2018 folgte nun formal die Entpathologisierung von trans*-Menschen durch die Neuauflage des ICD 11 der WHO, sowie die mögliche amtliche Geschlechtseintragung “divers” neben weiblich und männlich. Damit wurden gerade mal vier unserer jahrelang gestellten Forderungen erfüllt (allerdings nicht vollumfänglich, wie die ärztliche Begutachtung beim Geschlechtseintrag zeigt – eine selbstbestimmte Zuschreibung von Geschlecht in Deutschland ist weiterhin nicht möglich). Es zeigt aber auch, dass es sich bei unserem Kampf und politischem Aktivismus nicht nur um leere Worthüllen handelt.

 

Wir solidarisieren uns mit allen LSBTIQA*-Aktiven, allen von der Heteronormativität Unterdrückten, allen Kämpfenden und allen Verfolgten weltweit.

 

Wir fordern alle lesbischen, schwulen, bisexuellen, a_sexuellen, poly*, trans*, inter*, und queeren Personen auf, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich den Belangen anderer emanzipatorischer sozialer Bewegungen zu widmen.

 

Wir feiern, lachen, weinen, arbeiten, faulenzen, freuen uns und streiten zusammen – und solange Ungerechtigkeiten bestehen, werden wir uns auf den Straßen sehen

 

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Liebe grenzenlos – Amour sans frontières
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