Liberale inszenieren sich gerne als Antifaschist:innen par excellence. So betrachten sich auch hierzulande deren parlamentarische Kräfte völlig selbstverständlich als solche, denn Antifaschismus sei ihrer ideologischen Auffassung nach eine „liberale Bürgerpflicht“. Laut Ishay Landa ist diese Vorstellung jedoch historisch nicht tragbar und weist auf eine Mystifikation des Liberalismus hin. 2009 veröffentliche er sein englischsprachiges Buch "Der Lehrling und sein Meister - liberale Tradition und Faschismus". Er wies darin anhand vieler Beispiele nach, wie eng die ideologischen Beziehungen zwischen Faschist:innen und Liberalist:innen im 20 Jahrhundert waren und wie sie im Namen des Wirtschaftsliberalismus gemeinsame politische Wege beschritten. Mit diesem Ergebnis verdeutlicht Ishay Landa, dass die bis heute anhaltende liberale Selbstdarstellung als ultimative Gegnerin des Faschismus sich historisch deshalb nicht verifizieren lässt, weil die ideologischen Eckpunkte keine gänzlich antagonistischen, sondern komplementäre seien. Letztes Jahr - mehr als 10 Jahre später - wurde das Buch dankenswerterweise von Raul Zelik ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Dennoch haben die Erkenntnisse an Aktualität nicht verloren. Ganz im Gegenteil: Auch gegenwärtig sind mit dem globalen Aufstieg rechtspopulistischer Parteien und Regierungen neue Fäden zwischen Liberalen und Rechten gesponnen worden.
Ishay Landa ist Historiker an der Israeli Open University. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit als Ideenhistoriker steht die Rekonstruktion der intellektuellen Genealogie des Faschismus und seine komplexe Beziehung zur Geistesgeschichte des Westens. Zuletzt erschien von ihm das Buch: "Fashism and the Masses. The Revolt Against the Last Humans, 1848-1945." (2018)
Veranstaltung der Gruppe KlassenFragen in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt.
Die Veranstaltung findet auf Englisch mit deutscher Simultanübersetzung statt.
Die Veranstaltung ist Teil der Antifaschistischen Themenwochen 2022.
via Zoom
Anmeldung/Fragen/Infos an: klassenfragen@riseup.net (kein Anmeldezwang)