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Details zur Teilnahme/Link zum YouTube-Stream folgen

Im Nachgang der Veranstaltung „Keine sicheren Räume?“ am 17.09.2020 in Berlin (Mitschnitt hier), bei der eine Vertreterin der Dresdner Gruppe e*space und Kim Posster miteinander diskutierten, modiert von Jeja Klein und veranstaltet von ://about party, wollen wir den Diskussionsfaden aufrecht erhalten und weitere thematische Diskussionen organisieren.

Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe »Keine sicheren Räume?!«

Ankündigung: Wenn sexuelle Übergriffe oder sexualisierte Gewalt geschehen, stellt sich häufig die Frage: zur Polizei gehen oder nicht? In linken Kontexten jedoch ist das Verhältnis zu den Verfolgungsbehörden aus naheliegenden Gründen traditionell angespannt. Ist es aber bloß ein linker Reflex, auf gar keinen Fall zur Polizei gehen zu wollen, der Täter schützt, weil sie links sind? Kann es nicht auch Vorteile bieten, zur Polizei zu gehen? Ist es vielleicht sogar wichtig, damit die Fälle in den Statistiken auftauchen und sich die Politik zu einem Handeln gezwungen sieht? Oder führt es eigentlich nur dazu, gelangweilten, voreingenommenen und frauenfeindlichen Polizist*innen gegenüber zu sitzen und sich eine Retraumatisierung abzuholen? Mal abgesehen davon, dass es in den Sternen steht, ob es zu einem Prozess kommt oder der Täter eine Strafe erhält: wir alle kennen die ernüchternden Zahlen zu den Chancen, die Betroffene in einem rechtsstaatlichen Prozess haben. Außerdem stellt sich für Linke immer die Frage: ist Strafe überhaupt das, was ich will? Sollte es nicht vielmehr um einen Prozess gehen, aus dem der Täter geläutert hervorgeht, damit andere in Zukunft sicher vor ihm sind? Wenn ja: ist das überhaupt eine realistische Perspektive? Die Rechte und Wünsche der Betroffenen* spielen, das dürfte klar sein, im juristischen Prozess keine Rolle. Hat man ein mal die Anzeige aufgegeben, entzieht sich das Folgende vollkommen der Kontrolle. Schlagworte wie "Community Accountability" und "Transformative Justice" wabern durch die Szenediskurse und doch scheint völlig unklar, was damit konkret gemeint ist: irgendwie Täterarbeit, irgendwie die Szene verändern? Was sagen diese Konzepte zu ihrem Verhältnis zur staatlichen Rechtssprechung und haben sie glaubwürdige Alternativen zu bieten? Klar ist: so, wie es ist, kann es nicht bleiben. Doch wie dann? Darauf haben unsere Gäste unterschiedliche Antworten, die wir kritisch, aber auch solidarisch, miteinander diskutieren wollen.

Es diskutieren:
* Christina Clemm (Rechtsanwältin)
* Rehzi Malzahn
Um einen Umgang mit (sexualisierten) Gewalttaten in der linken Szene zu finden, der sich weder auf das staatliche Strafjustizsystem verlässt, noch es reproduziert, noch letztlich Nichtstun bedeutet, braucht es das Einüben einer bewussten abolitionistisch inspirierten Konfliktkultur. Restorative Justice und Transformative Justice bieten hier eine Perspektive. Sie stellen die Perspektive der Betroffenen ins Zentrum, ohne die tatverantwortliche Person zu abzuschreiben und nehmen die Idee der kolletkiven Verantwortlichkeit ernst. Zeit, dass sie Teil linker Praxis und Kultur werden.
* Julia Rieger
Julia forscht seit zwei Jahren sozialwissenschaftlich in Bereich der Kritischen Kriminologie. Ihre Schwerpunkte liegen auf der gesellschaftlichen Konstruktion von Kriminalität und den außerstrafrechtlichen Reaktionen auf Konflikte. Grundständig ist Julia Sozialarbeiterin und war beruflich mehrere Jahre in der Drogen- und Straffälligenhilfe aktiv.
https://epb.bibl.th-koeln.de/frontdoor/index/index/docId/1561
* Dounia von den Falken Jena
Dounia ist Mitglied der Falken Jena und ist dort Teil des Arbeitskreises zur Kritik sexueller Gewalt und Prävention. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich mit materialistischer Kritik, (Anti-)Rassismus und EU-Kritik
Moderation: Jeja Klein
Jeja Klein macht freien Journalismus u.A. für neues deutschland, Supernova und die analyse & kritik und arbeitet zu Männlichkeit und sexueller Gewalt.

Der Stream der Veranstaltung wird unter diesem Link abrufbar sein: https://www.youtube.com/channel/UCSFyxwEfzIwY4dFbTbFPdBQ

 

Die Reihe »Keine sicheren Räume?!« wird organisiert von: e*space Dresden, der Redaktion BEBI sowie der feministischen Bibliothek MONAliesA und gefördert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Autonomen Feministischen Kollektiv Hannover, In Zusammenarbeit mit Weiterdenken Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. tba

»Fight Law and Order«? – Und wie wehren wir uns gegen sexistische Gewalt?
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