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katholische akademie

Wintererstraße 1
79104 Freiburg im Breisgau
Deutschland

Vor 40 Jahren veröffentlichte Günther Anders den zweiten Band der »Antiquiertheit des Menschen«. Sein unkonventionelles Denken entzündete sich anbis dato kaum philosophiewürdigen Gegenständen wie Fernsehapparaten, Computern und der Atombombe.

Von ihm geprägte Denkfiguren wie die »prometheische Scham« oder die »Apokalypseblindheit« haben das Verhältnis von Mensch und Technik in den Zeitaltern der ersten drei industriellen Revolutionen neulesbar gemacht und Anders zur Diagnose der Antiquiertheit des Menschen geführt: Zwischen dem, was der Mensch sich vorstellen, und dem, was er herstellen kann, wächst ein Gefälle, das dafür sorgt, dass der Mensch zunehmend rückständiger wird gegenüber seinen immer komplexeren und perfekteren technischen Umwelten.In seinen eindringlichen und an ein breites Publikum gerichteten Texten verfolgte Anders einen anthropologischen Ansatz, dessen innovative Pointe die Umkehrung der klassischen Verhältnis-bestimmung von Mensch und Technik ist: Nicht mehr »Was macht der Mensch mit der Technik?«, sondern »Was machen die Geräte und Apparate mit uns, ihren Erfindern?«, lautet seine Frage, die sich der Erfahrung einer zunehmenden Zerstörung der Humanität stellt. Die Selbstverkleinerung des Menschen angesichts einer immer kunstvolleren und mächtigeren Technik führt Anders zufolge perspektivisch in die Selbstvernichtung. Nur 40 Jahre später, im Zeitalter der 4. Industriellen Revolution, erscheinen die Analysen von Günther Anders hellsichtiger denn je. Wir wollen den runden Jahrestag zum Anlass einer Tagung nehmen, die das Potential dieses radikalen Denkens für die Gegenwart ausloten soll. Dafür stellen wir zwei Schlüsseltechnologien ins Zentrum der Auseinandersetzung: Human Enhancement (durch Gentechnik, synthetische
Biologie und Neuro-Enhancement) und Künstliche Intelligenz.Beide Technologien sind dabei, das Verhältnis von Mensch und Welt fundamental zu verändern und in entscheidender Weise zu bestimmen, wer und wie wir zukünftig sind.

Studienleiter: Josef Mackert

Tagung in Zusammenarbeit mit der Internationalen Günther Anders-Gesellschaft, der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg und dem Institut für Soziologie der Universität Freiburg