Freiburg ist eine Tourismus- und Trendstadt mit stetigwachsender Bevölkerung. Bezahlbarer Wohnraum ist in der Stadt seit langem kaum noch zu finden. Immer mehr Menschen müssen viel zu große Teile ihres verfügbaren Einkommens für Mieten ausgeben. Nicht nur für Mieter*innen mit geringem Einkommen ein existenzielles Problem. Besonders unter Druck sind innenstadtnahe Viertel.
Am Beispiel Grün und Sedanquartier kann man gut sehen, wie sich die Innenstadt ausdehnt, neue Geschäfte und Cafés die Infrastruktur des Viertels verändern. Und auch das Erscheinungsbild des Quartiers wandelt sich.Zahlreiche Häuser wurden saniert, eine Ecke wurde neu gebaut. Mieten und Preise sind teilweise drastisch gestiegen, und so manche Wohnung ist zur Ferienwohnung geworden. Das Quartier ist im Umbruch.
Mittels eines Audioguides, einer Ausstellung im Herbst,mit Veranstaltungen und Diskussionen wollen wir Geschichte und Gegenwart des Stadtviertels kritisch reflektieren. Vor dem Vortrag von Andrej Holm werden wir unser Stadtjubiläumsprojekt „GrundRisse – ein Quartier im Umbruch“ vorstellen.
Freiburg hat eine veritable Wohnversorgungskrise. Es ist jetzt schon klar, dass auch die Neubau-Anstrengungen nicht ausreichen werden, um die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum zu decken. Die Quote von 50%öffentlich geförderter Mietwohnungen, das Nachdenken über Mietpreisbindung und die aktuellen Diskussionen über die künftige Rolle der Freiburger Stadtbau zeigen,dass die Jahrzehnte, in denen alles dem Markt überlassen wurde, vorbei sind. Vor ein paar Jahren wollte ein grün/schwarzes Bündnis die Stadtbau verkaufen. Kaum vorstellbar, wie sich die Situation heute darstellen würde,hätten die Bürger*innen den Verkauf nicht verhindert.Aber das neue Problembewusstsein in der Stadt geht nicht weit genug, ein radikaleres Umsteuern ist nötig.
Der Sozialwissenschaftler Andrej Holm wird in seinem Vortrag darstellen, wie eine sozial orientierte Wohnungspolitik aussehen müsste. Er ist Dozent an der Humboldt-Universität in Berlin. 2016/2017 war er kurzzeitig Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen der rot-rot-grünen Landesregierung. Seit Februar 2017 ist er Mitglied des Berliner„Begleitkreises zum Stadtentwicklungsplan Wohnen2030“. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Stadterneuerung, Gentrifizierung und Wohnungspolitik. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagiert er sich seit über 25 Jahren in Stadtteilinitiativen und Mieter*innenorganisationen und setzt sich aktiv für das Recht auf Wohnen ein.
