Der Spiegel feierte „Männerphantasien“ 1977 als „die vielleicht aufregendste deutschsprachige Publikation des Jahres“. Mehr als 40 Jahre später erscheint im Verlag Matthes & Seitz eine Neuausgabe mit umfangreichem Nachwort des Autors – und sorgt mit ihrer beunruhigenden Aktualität noch immer für Furore. Auf 1.200 Seiten entlarvt der Kulturhistoriker Klaus Theweleit die gesamte patriarchalische Geschichte Europas, die im Nationalsozialismus gipfelt. Rudolph Augstein fasste es so: „Kratz an der Oberfläche des Mannes, und ans Licht kommt der Faschist vom Anfang der Welt.“
Theweleits Gewaltforschung setzt an bei den Körperstrukturen: SS-Mitglieder, IS-Kämpfer oder Attentäter wie Anders Breivik töten nach dem immer gleichen faschistischen Muster alles „Andersartige“ im angeblichen Auftrag einer übergeordneten Macht, um ihre körperliche Kohärenz aufrechtzuerhalten. Faschismus ist für den Reinhold-Schneider-Preisträger der Stadt Freiburg keine Ideologie, sondern „eine zerstörerische Art und Weise, Realität herzustellen“. Das Schlachtfeld ist der Körper.