Kaum ein Thema erzeugt innerhalb feministischer Kreise so viele, teils erbittert geführte Kontroversen wie Prostitution.
Während Feministinnen der zweiten Welle Prostitution scharf kritisierten, hat der liberale und queere Feminismus der Dritten Welle sich mittlerweile die Deutungshoheit erobert, Prostitution in »Sexarbeit« umbenannt und ihr empowerndes, gar emanzipatorisches Potential zugeschrieben. Veranstaltungen wie die Ladyfeste lassen regelmäßig Frauen referieren, die das Narrativ der glücklichen Sexarbeiterin bedienen, die einem Job wie jedem anderen auch nachgeht.
Was hier oft zu kurz kommt, ist jedoch zum einen die Frage, wie Prostitution in ihrer aktuellen Ausprägung gesellschaftlich ermöglicht wird, zum anderen sind es die Stimmen derjenigen Frauen in der Prostitution, die ebenjenes Narrativ vom »Job wie jeder andere« nicht bedienen. Der Vortrag wird Prostitution im gesellschaftlichen Kontext beleuchten und ein Grundgerüst liefern, um sie über individuelle Betroffenengeschichten hinaus zu analysieren. Neben dem breiten Spektrum an Sichtweisen auf Prostitution ist der gesetzgeberische Umgang damit ein weiterer Aspekt der Debatte.
Im Rahmen des Vortrags wird die Frage nach den Auswirkungen des aktuellen Prostituiertenschutzgesetz auf die Arbeitssituation und die Gesellschaft gestellt und die Gesetzeslage in Deutschland mit der in anderen Ländern verglichen werden. Naida Pintul arbeitet ehrenamtlich in einer Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution und sieht sich als Feministin in der Tradition der Zweiten Welle. Ihr Text zu diesem Thema wurde im Sammelband „Feministisch streiten“ (Querverlag) veröffentlicht.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Genderreferats und des Referats gegen Antisemitismus.