Die stereotypen Ressentiments, die viele weiße Menschen gegen schwarze Menschen hegen, und das Phänomen des anhaltenden, weit verbreiteten Rassismus überhaupt werden heutzutage primär soziologisch und psychologisch gedeutet. In den Vorstellungen, auch linker Antirassistinnen und Antirassisten, erscheint der Rassismus immer wieder als eine Art »toxischer Volksglaube«, als bloße Herrschaftsideologie, die mit engagierter Aufklärung und staatlichen Antidiskriminierungsmaßnahmen aus der Welt geschafft werden könnte.
Es reicht jedoch nicht aus, die traurige Don Quijoterie vieler bürgerlich-antirassistischer und linksradikaler Kampagnen zu bejammern
und den mangelhaften Interpretationen des Phänomens zu widersprechen. Notwendig ist eine materialistische und historische Untersuchung des negrophoben, bzw. rassistischen Syndroms, das über alle gesellschaftlichen Entwicklungen hinweg, in allen »zivilisierten« Ländern des Westens, mindestens in den letzten 150 Jahren, in seinem Charakter weitgehend gleich geblieben ist.
Dabei soll erörtert werden, warum der Rassismus gegen Schwarze seine grundsätzlichen Wesenszüge beibehalten hat, obwohl sich die kapitalistische Gesellschaft immer wieder verändert hat und Schwarze inzwischen alle Rechte innehaben und nahezu alle Bastionen erobert haben, die zuvor häufig nur Weißen vorbehalten blieben. Außerdem ist nach den Grundlagen einer Gesellschaft zu fragen, aus der sich die rassistisch-stereotypen Denkweisen speisen, die sich immer wieder zum mörderischen Hass aufpeitschen.
Es spricht Dennis Schnittler. Zum Vortrag gehört ein ausführlicher Reader (abrufbar hier), der bei der Veranstaltung ausliegen wird. Um 20 Uhr in den Räumen des ça ira-Verlages im Hinterhof (1. OG) der Günterstalstr. 37. Der Eintritt ist frei.