Du sprichst, ich falle
Weil ihre Eltern Kommunisten sind, müssen sie vor Khomeini fliehen. Ein Genosse wurde erschossen. Von ihm ist nur „eine klägliche Plastiksandale“ geblieben. Frankreich bietet Sicherheit, aber keinen Trost. Die Familie und Freunde fehlen, die Selbstverständlichkeit der Sprache. Ist die Welt, wie man sie kennt, aus den Fugen, verliert auch die Zeit ihre Ordnung. Deshalb schaut dieser autobiographische Roman immer wieder voraus und zurück, dehnt und verringert sich die Distanz zum eigenen Selbst: vom kleinen Mädchen im Iran bis zur Erwachsenen auf Reisen. Ihre Geschichte setzt sich aus Miniaturen, eingeschobenen Märchen und Gedichten zusammen. Es ist der Versuch einer Antwort auf die Frage: „Weißt du eigentlich, was es bedeutet, nirgendwo zu Hause zu sein?“ Für Du springst, ich falle hat Maryam Madjidi 2017 den renommierten Prix Goncourt für das beste Debüt des Jahres erhalten. Mit diesem Buch reiht sie sich hinter Autoren wie Didier Eribon, Annie Ernaux und Édouard Louis ein.
Maryam Madjidi wurde 1980 in Teheran geboren, mit sechs Jahren hat sie das Land verlassen, um in Paris und dann in Drancy zu leben. Heute unterrichtet sie Flüchtlinge in Französisch, nachdem sie mehrere Jahre an einer Schule in der Banlieue gearbeitet hat. Du springst, ich falle ist ihr erster Roman und hat in Frankreich Kritiker und Publikum im Sturm erobert.
Mitveranstalter: Centre Culturel Français, Freiburg; Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg.
Moderation: Guillaume Plas, Übersetzerin: Beate Thill, Deutsche Lesestimme: Anna Lina Mangold
Da der Roman die Kindheit von Maryam Madjidi in Iran der 80er Jahre behandelt, zeigen wir passend dazu den Zeichentrickfilm PERSEPOLIS von Marjane Satrapi am gleichen Abend.
Persepolis
Die Kinoadaption von Marjane Satrapis Comic über eine rebellische Kindheit während der Islamischen Revolution im Iran.
Teheran, 1978: Marjane ist 8 Jahre alt, denkt viel über die Zukunft nach und träumt davon, als Prophetin die Welt zu retten. Umsorgt von ihren Eltern und der geliebten Großmutter, erlebt sie voller Begeisterung die Ereignisse im Vorfeld der Revolution, die später zum Sturz des Schah-Regimes führen. Mit der Errichtung der islamischen Republik beginnt die Zeit der »Revolutionskommissare«, die Kleidung und Verhalten kontrollieren. Marjane muss nun zwar einen Schleier tragen, doch tut dies ihren ebenso verspielten wie aufständischen Gedanken und Aktionen keinen Abbruch. In Wien verbringt sie ihre Jugend und lernt Freiheit, aber auch Einsamkeit kennen. Visuell folgt der großartige Film der Graphic Novel – in Schwarz-weiß, mit sporadischen farbigen Bildern.
Frankreich 2007, OmU, 96 Min.
Regie: Marjane Satrapi; Vincent Paronnaud
Eintritt:
Lesung – €10 | ermäßigt €8
Lesung und Film: €12
Nur Film: €7 | ermäßigt €5